Perserkatze
Neben der Siamkatze ist die Perserkatze eine der ältesten und bekanntesten Hauskatzenrassen.
Die Vorfahren der heutigen Perserkatzen lassen sich bis etwa 1620 zurückverfolgen, als sie aus dem türkisch-persischen Raum nach Italien und Frankreich eingeführt wurden.
In den nächsten 250 Jahren wurden sie als Exoten bewundert und hauptsächlich als Statussymbole an verschiedenen Adelshöfen gehalten.
DE LA VALLE (1745) berichtet in seinen Reiseerinnerungen, u.a. aus Ägypten, Palästina und Persien auch über
"eine Art von Katzen, die eigentlich der Provinz Chorasin zugehört. Sie sind weder größer noch anders gestaltet, als die gemeinen Katzen. Ihre
vorzügliche Schönheit besteht in der Farbe ihrer Haare, welche, ohne alle Beymischung anderer Farben, durchaus grau, nur auf dem Rücke und am Kopfe etwas dunkler, auf der Brust aber und am Bauche ein wenig heller sind, und hier etwas in das weißliche fallen, und zwar nach einem so reizenden Übergange des Dunklen in das Helle, welchen die Mahler "clair-obseur" nennen, das aus dieser mahlerischen Mischung die vortrefflichste Wirkung entsteht.
Außerdem ist ihr Haar ungemein zart, fein, glänzend, weich und sanft wie Seide, und so lang, daß es an einigen Orten, besonders unter dem Halse, sich ringelt, ob es gleich, anstatt aufgerichtet zu stehen, vielmehr dicht am Körper anliegt. Diese Thiere stellen unter den Katzen dasjenige vor, was unter den Hunden die Pudel sind.
Der Schwanz ist ihre größte Zierde, weil er von ansehnlicher Länge, und überall mit 5 oder 6 Finger langen Haaren bedeckt ist. Sie streckenihn aus und legen ihn, wie die Eichhörnchen, rückwärts dergestalt über den Leib, daß die aufgerichtete Spitze ein Büschelchen bildet.
Sie sind sehr zahm, und wurden durch die Portugiesen von Persien bis nach Indien mitgenommen."
KRUENITZ (1786) kommt auf Grundlage dieser Beschreibung zu dem Schluss, dass die Perserkatze farblich der Karthäuserkatze, im Übrigen der angorischen Katze in Syrien entspreche. [3] Auch HOEPFNER führt aus: "Hierher gehören auch die persischen Katzen, welche höchstwahrscheinlich ursprünglich angorische Katzen sind. Sie weichen zwar in manchen Stücken ab, jedoch nicht so sehr, daß man sie als eine eigene Varietät betrachten könnte. Die Hauptverschiedenheit besteht in der Farbe des Körpers, in der Größe des Schwanzes und dann sind sie etwas kleiner als die angorischen." [4]
Ab dem späten 19. Jahrhundert wurde die Perserkatze gezielt gezüchtet. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert folgte dann die Anerkennung bei den zwischenzeitlich gegründeten Katzenzuchtorganisationen, die für die Zucht bestimmte Standards herausgaben. Neben den ursprünglichen Farben sind viele neue Varietäten hinzugekommen.
Geblieben ist jedoch immer das lange Fell und die Statur der Katzen.
Die langhaarigen Perserkatzen weisen einen großen, gedrungenen Körperbau auf, der auf kurzen, stämmigen Beinen mit kräftigen Pfoten steht. Der Schädel ist massig, mit gewölbter Stirn und ausgeprägten Wangen. Die Ohren der Katze sind recht klein und gerundet.
Die kleine, breite Nase und die großen, möglichst runden, weit auseinanderliegenden Augen in einem runden Schädel entsprechen dem sogenannten "Kindchenschema".
Perserkatzen sind recht ruhige Gesellen, die aufgrund ihrer Felllänge eine nicht zu unterschätzende Pflege benötigen. Der Pflegeaufwand hat sich in den letzten Jahrzehnten sogar erhöht, da das Fell der Katzen immer länger und dichter wurde und insbesondere bei den amerikanischen Züchtern ein immer kürzeres Gesicht in "Mode" kam. Als Extrem können hier die Tiere mit einem sogenannten Peke-Face genannt werden. Die Schädelveränderungen führen zu verengten Nasenöffnungen und Tränenkanälen und sind aus Sicht des Tierschutzes bedenklich.
Überhaupt sind gerade die Perserkatzen in der "modernen" Form oft ein tierschützerischer Problemfall, da zahlreiche der vom deutschen Tierschutzgesetz genannten Negativmerkmale und Erbschäden bei den Perserkatzen vorkommen.
Hierzu zählt neben der sogenannten Brachyzephalie (Kurzköpfigkeit) auch das Entropium (Einwärtsdrehen des Augenlids) sowie die Polyzystische Nierenerkrankung (PKD).
Das Gutachten zu 11 b des deutschen Tierschutzgesetzes fordert daher beispielsweise bezüglich der Kurzköpfigkeit;
"Festlegung eines Index zur Vermeidung von Übertypisierungen.
Zuchtverbot für Tiere, die diesem Index nicht entsprechen. Hier: Zuchtverbot für extrem kurznasige Tiere, bei denen der obere Rand des Nasenspiegels über dem unteren Augenlidrand liegt.
Gesundheitliche Überprüfung brachyzephaler Individuen vor der Zulassung zur Zucht (Unterschung auf Verengung der oberen Atemwege oder der Tränennasenkanäle, Oberkieferverkürzung etc.) Zuchtverbot für Tiere, die mit einem oder mehreren der oben beschriebenen Symptome behaftet sind, da bei der Nachzucht mit Schmerzen, Leiden und Schäden zu rechnen ist.
Alle untersuchten Tiere sind dauerhaft zu kennzeichnen (Tätowierung oder Mikrochip). Es sind Zuchtbücher zu führen; diese und die Untersuchungsergebnisse sind bei Bedarf offen zu legen.
Änderung des Zuchtstandards bei brachyzephalen Rassen zur Vermeidung eines ausgeprägten Stopps; Bevorzugung von Tieren mit längeren Gesichtsschädeln."
Es kann also der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, das die Züchter sich - wenn auch mit ein wenig staatlichem Druck - darauf besinnen, gesunde Katzen zu züchten, die von sich aus und ohne das Erfordernis ständiger menschliche Hilfe, in der Lage sind ein artgerechtes Leben zu führen.
Untersuchungen aus dem Jahr 2007 [1] haben belegt, dass die Perserkatze, eher unerwartet, genetisch eng mit den Katzenpopulationen Westeuropas verbunden ist. Während bei zahlreichen Katzenrassen, die Untersuchungsergebnisse von Lipinski, die durch die Rassegeschichte behauptete Abstammung beweisen konnten, ist dies bei der Perserkatze nicht der Fall.
Dies lässt zwei mögliche Schlüsse zu:
Entweder stammt die Perserkatze von Katzen ab, die vorher aus Westeuropa in die Region gebracht wurden, oder es fand eine derart starke Vermischung mit westeuropäischen Katzen statt, dass die eigentliche Abstammung der heutigen Perser genetisch verloren ging.
Quellen:
[1] Lipinski, Monika J. et al.: The ascent of cat breeds; Genetic evaluations of breeds and worldwide; random-bred populations, Genomics 91, 12-21, 2008
[2] Della Valle, Pietro: Voyages, MDCCXLV, Kap. V., S. 98
[3] Kruenitz, Johann Georg, et. al.: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats- Stadt-, Haus- und Land-Wirthschaft, und der Kunstgeschichte, Band 36, 1786, S. 252
[4] Höpfner, Ludwig Julius Friedrich: Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Realwörterbuch aller Künste (1796)