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Als die Katze nicht zu Hause war...

Als die Katze nicht zu Hause war

Den ganzen Tag ging es in Küche und Speisekammer hoch her, denn die Katze war nicht zu Hause, und die Mäuse vergnügten sich mit allerlei munteren Spielen. - Dann aber kam die Katze zurück.

"Vorsicht, die Katze", wisperte Vater Maus.

"Schnell, versteckt euch", befahl Mutter Maus, und alle Mäuse - mit einer Ausnahme - schlüpften hastig in die Ritzen der Wandtäfelung.

Die Ausnahme war ein etwas exzentrischer Mäusejunge namens Mervyn, der einmal keck eine Bulldogge ins Ohr gezwickt hatte und mit heiler Haut davongekommen war. Er hatte nicht gewusst, und es auch später nie erfahren, dass die Bulldogge ausgestopft war, und so wiegte er sich in süßen Illusionen.

Es spielt keine Rolle, wo die Katze den Tag verbracht hatte. Jedenfalls kam sie zurück und sah mit Erstaunen, dass Mervyn in der Speisekammer saß und seelenruhig an einer Käserinde nagte.

Sie näherte sich ihm auf leisen Sohlen und wusste nicht, wie ihr geschah, als er sich plötzlich umdrehte, ihr eine Käsekrume ins Auge spuckte und sie mit unglaublichen Beleidigungen überschüttete.

"Wer hat dich denn aus dem Sack gelassen?" erkundigte sich Mervyn kaltblütig. "Geh hier nicht um den heißen Brei herum, sondern zieh dein Pyjama an und mach ein Schläfchen." Mit der blasiertesten Miene von der Welt wandte er sich wieder seiner Käserinde zu.
Bleib ganz ruhig, ermahnte sich die Katze. Das ist bestimmt irgendein fauler Trick. Vielleicht will diese Maus den Märtyrer spielen und hat Gift geschluckt, in der Hoffnung, dass ich sie fresse und daran sterbe. Dann würde sie auf Generationen hinaus in den Augen ihrer Nachkommen als Held dastehen.
Mervyn blickte über die Schulter auf die ratlose, misstrauische Katze und fing an, sie mit der piepsenden Stimme eines Mausekindes zu verhöhnen. "Du großer Gott", sagte "die Katze ist von der Polizei, und sie hat's auf mich armes Würstchen abgesehen." Er schlenkerte frech mit einem Bein. "Na komm, fang mich doch", forderte er die Katze auf.

Sachte mein Mädchen, sagte sich diese. Zweifellos ist das eine Attrappe, eine mechanische Maus mit eingebauter Stimme. Wenn ich sie anspringe, wird sie explodieren und mich in tausend Stücke zerreißen. Sind ja verflixt kluge Tiere, diese Mäuse, aber mich können sie nicht hereinlegen.

"Wenn du etwas Mark in den Knochen hättest, könnte man aus dir eine leckere Suppe kochen", verkündete Mervyn mit großer Frechheit. Aber trotz dieser unverzeihlichen Beleidigung schlug die Katze nicht mit ihren Krallen zu. Stattdessen drehte sie sich um, stolzierte ins Wohnzimmer hinüber, legte sich auf ihr Kissen am Kamin und schloss die Augen.

Als Mervyn in seinem Heim, der Wandtäfelung, erschien, waren seine Eltern, seine Brüder und Schwestern, Vettern und Basen, Onkel und Tanten höchst erstaunt, ihn heil und gesund wieder zu sehen. In ihres Herzens Freude veranstalteten sie ein großes Familienbankett, bei dem der allerfeinste Käse serviert wurde. "Sie hat sich nicht getraut, mir etwas zu tun", prahlte Mervyn. "Kein Haar hat sie mir gekrümmt. Ich könnte es mit allen Katzen in den Catskillbergen aufnehmen."

Er verzehrte seinen Käse, ging zu Bett und schlief sofort ein.

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