Kapitel 11 - Verhaltens-Verständnis

In Minden, der kleinen Stadt in Westfalen, in der meine Kindheit sich vollzog, gab es keinen Tiergarten, nur Enten im "Schwanenteich", die man füttern durfte. Aber einmal im Jahr besuchten wir meinen Onkel Heinrich und die Tante Emma in Düsseldorf. Dort gab es einen Zoo und dessen Besuch war ein fester Bestandteil des Programms, das man für uns ausgedacht hatte.

Merkwürdigerweise hat sich mir von diesen Zoobesuchen nicht eine Erinnerung an Wildkatzen, Löwen oder Tiger eingeprägt. Alles was ich noch weiß, ist, daß ich nicht von den Flamingos fort zu bekommen war. Immer wieder wollte ich warten, bis wieder einer mit den Flügeln schlug und dann "so schön rosa" wurde. Und ganz schwach erinnere ich mich noch an die Elefanten mit ihren Rüsseln und wieder deutlicher daran, daß ich gar nicht zu den Affen wollte. Ansehen mußte ich sie mir trotzdem. Ich konnte gar nicht verstehen, warum die Leute immer lachen mußten. Mir war nicht zum Lachen. Selbst der alljährliche Witz meines Onkels: "Die hinter den Gittern, das sind die Affen", konnte mich nicht fröhlicher machen. Mir taten die Affen (die hinter den Gittern) leid, sie sahen mir viel zu menschlich aus. Das machte mich irgendwie unglücklich. Mir fehlte eben die innerliche rosa Brille.
Später in Holland gab es viel Gelegenheit, Tiergärten zu besuchen. Mit den Kindern gingen wir regelmäßig zu "Burgers Dierenpark". Oder wir fuhren nach Rhenen zu "Ouwehands Dierenpark". Dort gab es eine Kollektion wunderschöner Tiger. Als wir allerdings ein paar Jahre später wieder hingingen, war nur noch ein einziger Tiger dort zu sehen, den ich vergeblich (verbal) gegen einen jungen Mann zu verteidigen versuchte, der seiner jungen Frau und seinem Kind wohl beweisen wollte, wie "mutig" er wohl wäre, wenn er mit einem langen Stock einen Tiger, der hinter Gittern saß, ärgern konnte. Wen wundert es, wenn Wildtiere im Zoo schon so jung dem Streß erliegen?

Bei "Ouwehands" sah man oft einen Sommer lang kleine Wildkatzen, mal einen Ozelot, dann wieder eine andere Kleinkatze. Im nächsten Jahr waren sie dann nicht mehr da. Sie waren wohl im Laufe des Winters gestorben.

Von einem Paar Kleinfleckkatzen (Leopardus geoffroyi), die auch ein Jahr später verschwunden waren, habe ich noch ein paar Fotos gemacht, zwar durch die Gitter hin, aber für mich eine letzte Erinnerung. Meine erste Wildkatze, die ich zu unrecht für eine Margay gehalten hatte, war schließlich auch eine Kleinfleckkatze gewesen.

Meine Einstellung zu Tiergärten war auch schon im Jahre 1962 nicht unbedingt positiv. Als wir also die Einladung zum Besuch bei Herrn Professor Leyhausen in "seinem" Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie bekamen, freute ich mich. Meine Erwartungen waren aber nicht gar zu groß, denn ich hatte fälschlicherweise - den Eindruck bekommen, daß das Institut ein Teil des Wuppertaler Zoos wäre. Aber die Aussicht, so viele interessante Wildkatzen sehen zu dürfen, war schon sehr aufregend.

Professor Leyhausen glaubten wir nun schon ein wenig zu kennen. Er und seine Mitarbeiterin und spätere Gattin Barbara Tonkin hatten uns ein paarmal besucht und dabei, wie schon früher am Telefon, viele gute Ratschläge gegeben. Die meisten habe ich mir zu Herzen genommen, andere, z.B. den Rat in Sachen Katzensport doch etwas Zurückhaltung zu praktizieren, habe ich damals nicht befolgt, zu meinem eigenen Schaden.

Kapitel 11 geht zwar noch weiter, aber ...

Dies war der Anfang des 11. Kapitels "Verhaltens-Verständnis" aus dem Buch "Die zahmen Wilden und die wilden Zahmen" von Maria Falkena-Röhrle. Wer wissen möchte, wie dieses Kapitel weitergeht, sollte das Buch erwerben ;)

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