Leseproben
Auszüge aus Haarlose Feliden
Die folgenden Leseproben bieten einen ersten Einblick in das 2. Sphynxbuch.
Domestikation der Katze
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Die Katze hat sich ursprünglich aus freien Stücken in der Nähe des Menschen angesiedelt, - sich ihm angeschlossen. Insoweit handelt es sich bei der Domestikation der Katze eher um eine Selbstdomestikation.
Nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft dürften sich Katzen und Menschen zu einer Zeit näher gekommen sein, als der Mensch vielerorts begann, sein bisheriges nomadisches Leben gegen eine sesshafte Lebensweise einzutauschen. Im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds entwickelte sich etwa 7.000 bis 8.000 Jahre vor Christus die erste Landwirtschaft. Dieses Gebiet umfasste im Westen die Levante, die Gegend der östlichen Mittelmeerküste. Im Osten gehörte zum Fruchtbaren Halbmond: Mesopotamien; das Zweistromland, also das Tal der Flüsse Euphrat und Tigris. Südlich wurde der Fruchtbare Halbmond durch Wüste und persischen Golf begrenzt. Aufgrund der Nutzung und Domestizierung von Korn und Wildgräsern durch den Menschen passten sich auch die Nagetierpopulationen an. Hierdurch stiegen wiederum die Beutemöglichkeiten der Katze in der Nähe menschlicher Siedlungen ebenso wie durch die Möglichkeit, sich an Nahrungsresten der Menschen zu bedienen. Wahrscheinlichster Ort der (Selbst-)Domestizierung der Katze ist folglich der östliche Mittelmeerraum; der Nahe Osten (vgl. Driscoll et al. sowie Lipinski, et al., a.a.O.).
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Bradford Hairless (1878)
Die ersten dokumentierten Nacktkatzen stammen nicht etwa aus New Mexico sondern aus Bradford, New Hampshire im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts. Weitere Berichte über haarlose Katzennachkommen zu dieser Zeit liegen aus den US-Bundesstaaten Iowa und North Carolina vor.
Die Boston Post berichtet in ihrer Ausgabe vom 22. Januar 1878 von einer Katzenausstellung, die zwischen dem 21. und 26.01.1878 stattfand. Anlässlich dieser ersten Nationalen Ausstellung in der Bostoner "Music Hall" wurden etwa 350 Katzen gezeigt, unter ihnen auch ein haarloses Katzenpärchen.
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Mexikanische Nacktkatze
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Bei Lady Nell und Dick handelt es sich um die einzigen, gesichert bekannt gewordenen Exemplare haarloser Katzen aus der Gegend um Albuquerque. Dies lässt den Schluss zu, dass die beiden Tiere das Ergebnis einer Verpaarung von Katzen waren, die die Anlage der Haarlosigkeit verdeckt in ihren Genen trugen. Die Haarlosigkeit der New Mexican Hairless geht mit Sicherheit auf ein rezessives Gen zurück. Wäre sie dominant vererbt worden, so hätte es zahlreiche haarlose Katzen in New Mexico geben müssen. Dies jedoch wäre mit Sicherheit allgemein bekannt gewesen.
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Lederhaut | Talg
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In der Lederhaut der Katze befinden sich holokrine Talgdrüsen, in denen Fette (Lipide) gebildet werden, deren Sinn es ist, die Haut vor Austrocknung aber auch vor Umwelteinflüssen
- wie beispielsweise Nässe - zu schützen. Diese Talgdrüsen besitzen eine direkte Verbindung zu den Haarfollikeln. In den Talgdrüsen vermischen sich die gebildeten Lipide mit Zellresten, die dann einen breiigen Talg (Sebum) bilden, der am Haar entlang auf die Haut der Katze geschoben wird und sich im Fell der Katze verteilt.
Durch Staub und auf der Haut angesiedelte Bakterien nimmt der Talg bei haarlosen Feliden schnell eine bräunliche Färbung an.
Die Menge des produzierten Talges hängt unter anderem von der genetischen Disposition der Katze, von Alter und Geschlecht aber auch vom Ernährungszustand (essentielle Fettsäuren und Vitamin A) ab. Selbst Umwelteinflüsse spielen eine Rolle.
Mit zunehmendem Alter verringert sich die Produktion der Talgdrüsen. Die Schutzfunktion nimmt ab. Die Haut wird trockener und damit auch verletzlicher. - Ein Grund, der dann bei haarlosen Katzen die Verwendung rückfettender Shampoos angeraten erscheinen lässt.
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fehlendes Fell...
Doch zurück zum fehlenden Fell: Die Umweltbedingungen bzw. deren Veränderung waren der Grund, dass einige Tierarten im Laufe der Evolution sozusagen auf ihr Fell verzichteten. Unsere menschlichen Vorfahren beispielsweise mussten um die benötigte Nahrung zu finden, viel unterwegs sein. Unter der Sonne Afrikas war es dabei vorteilhaft nackt zu sein. Nur so war es möglich, die Körpertemperatur durch Schwitzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Nackt schwitzt es sich einfach besser und die Verdunstung entzieht dem Körper gleichzeitig Wärme.
Bei den Walen ist es das Leben im Wasser, bei dem ein Fell hinderlich wäre, da es die Wasserströmung bremst und damit das Gleiten durch die Tiefen der Meere erschwert. Bei ihnen trägt eine Fettschicht zur Isolation des Körpers bei.
Der Nacktmull hat sich an sein unterirdisches Leben angepasst. Er reguliert seine Körpertemperatur ohne dabei auf ein - in den engen unterirdischen Bauten störendes Fell zurückzugreifen in einer Spanne zwischen 12 und 32 Grad Celsius. Dazu bewegt er sich je nach Bedarf zwischen den oberen, warmen und den unteren, kühlen Gängen seines Höhlensystems. Diese Eigenschaft gleicht der wechselwarmer Tiere. Zudem kann bei Nacktmullen häufig beobachtet werden, dass die Tiere sich in Gruppen aneinander kuscheln.
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Die Katze nutzt mit Ausnahme des Bades (die Begeisterung der meisten Katzenarten für Wasser hält sich in engen Grenzen) alle in vorstehender Tabelle genannten Mechanismen um ihre Körpertemperatur im optimalen Bereich zu halten.
Genetik
Varvara's Nachkommen jedenfalls waren statistisch betrachtet zu 50% mischerbig haarlos (Allelkombination: hds|Hds) und zu 50% reinerbig für die Ausprägung von Fell (Allelkombination: hds|hds), denn diese gingen aus einem Wurf mit einem behaarten Europäisch Kurzhaar-Kater hervor (vgl. nachfolgendes Kreuzungsdiagramm).
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Nur der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle auch Kreuzungstabellen für eine Verpaarung zweier reinerbiger Don Sphynx (in diesem Fall wirkt sich die Semidominanz
nicht aus) sowie die Kreuzungstabellen gemäß der Mendelschen Uniformitätsregel und der Spaltungsregel (im Gegensatz zu den Beispielen bei der Canadian Sphynx jetzt bei dominanter Vererbung, also umgekehrt) abgedruckt.