Schneeleopard (Uncia uncia)
Allgemeines / Verbreitung
von Marcus Skupin | Welt der Katzen
Schneeleoparden (Panthera uncia), mongolisch: Irbis, haben - neben dem Manul - das längste und dichteste Fell aller Katzenarten. Ihr Verbreitungsgebiet sind die Hochländer Zentralasiens (bis hinauf zu 5000 Metern) wo die Großkatzen ohne ihr dichtes Fell erfrieren würden. Auch in der nördlich des Himalaya gelegenen Wüste Gobi kommen Schneeleoparden vor. (Anmerkung: Für Dinosaurierfans vielleicht interessant: In der Wüste Gobi, genauer einer Region mit dem Namen Bajanzag, wurden Skelette des Raubsauriers Velociraptor gefunden.)
SUCKOW (1797) nennt als Verbreitungsgebiet die Barbarei*1 (dort ziemlich häufig, doch wenig gefürchtet), Persien, Ostindien und China.
Im Jahre 1761 wird der Schneeleopard erstmals durch BUFFON erwähnt. Seither wurde er als Once, Unze oder Ounce bezeichnet, je nachdem aus welchem Sprachraum der Forscher entstammte. Der Name Schneeleopard als Übersetzung des englischen "snow leopard" wurde erst im Jahre 1890 gebräuchlich (BRASE 2004, mit Hinweisen auf BLYTH 1863 und BREHM 1890).
Dem amerikanischen Naturforscher Georg SCHALLER gelang im Jahre 1972 das erste Foto eines freilebenden Schneeleoparden (BRASE 2004).
Schneeleopard (hier noch "Felis onca")
Abbildung nach "The natural history of the felinae", Naturgeschichte der Felinae" von Sir William Jardine, 1834
Beschreibung
Schneeleoparden sind äußerlich an ihrer recht kurzen Schnauze, dem langen Schwanz sowie die "verwaschen" wirkende Fellzeichnung zu erkennen. Ihre Fellfärbung ist graubeige mit einer Fleckenzeichnung, die von dunklem Braun bis Schwarz reicht.
SUCKOW beschreibt die Unze im Jahr 1797 wie folgt:
Körper weißlich, mit ringförmigen Flecken gezeichnet, welche länglicher und unregelmäßiger als beim Leoparden sind. Der Schwanz ist länger als beim Leoparden. [2]
Schneeleoparden erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 240 cm lang. Ihre Kopf-Rumpf-Länge beträgt dabei etwa 80 bis 130 cm, zwischen 85 und 110 cm der Gesamtlänge entfallen auf den Schwanz. Das Gewicht des Schneeleoparden beträgt zwischen 35 und 65 kg.
In Gefangenschaft gehaltene Schneeleoparden werden durchschnittlich etwa 14 Jahre alt. In Ausnahmefällen erreichen die schönen Katzen ein Alter von 20 Jahren.
Ernährung
Zu den natürlichen Beutetieren der Schneeleoparden zählen die typischen Tiere der Gebirge, wie Blau- und Steppenschafe, Steinböcke, Murmeltiere und Pfeifhasen sowie Wildschweine, Hirsche oder Gazellen.
Bei der Jagd auf Huftiere sollen männliche Beutetiere bevorzugt werden da diese wegen der Hörner eher aus dem Gleichgewicht gebracht und somit leichter getötet werden können.
Studien in Nordpakistan haben ergeben, dass zwischenzeitlich ein Großteil der Beute aus Haustieren, d.h. Rindern, Schafen und Ziegen besteht, ein Grund für die Verfolgung der Katzen durch den Menschen. Das sich das Jagdverhalten des Schneeleoparden diesbezüglich geändert haben muss, wird aus den Ausführungen von SUCKOW (1797) deutlich. Dort heißt es: "Sie (Anm.: die Unze) nähert sich den Herden nur schüchtern, und greift vorzüglich das wilde Schwein und den Wolf an, so wie den Fuchs, Schakal, die wilden Katzen und Affen."
Bei der Jagd auf Wildtiere ist gelegentlich von der Zusammenarbeit mehrerer Schneeleoparden berichtet worden, durch die eine mögliche Flucht der Beute ins Gebirge unterbunden wurde.
Bedroht werden die geschützten Großkatzen durch die Nachstellungen von Hirten, die um ihre Herden fürchten ebenso wie durch Wilderer. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden leider Knochen und Felle des Schneeleoparden genutzt. Des Weiteren wurden Felle des Schneeleoparden in der Pelzindustrie verbraucht, oftmals allerdings fälschlich für Felle des nordpersischen oder des Amurleoparden gehalten.
Schneeleopard
© 2014, Marcus Skupin
Fortpflanzung
Schneeleoparden werden etwa in einem Alter von 3 Jahren geschlechtsreif. Die Paarungszeit des Schneeleoparden dauert von Januar bis März. Die Paarung selbst findet in einem Zeitraum von wenigen Tagen statt, da die Paarungsbereitschaft des Schneeleoparden nur 4 bis 7 Tage (Durchschnitt: 6 Tage) anhält.
Während der Paarungsbereitschaft brüllen die Weibchen des Schneeleoparden deutlich häufiger als es bei der Art sonst der Fall ist.
Schneeleoparden haben eine Zykluslänge von 54 bis 68 (durchschnittlich 60) Tagen. Die Dauer der Paarungsbereitschaft (Östrus) beträgt 4 bis 7 Tage, im Durchschnitt 6 Tage [1]. Nach einer Tragzeit zwischen 94 und 103 Tagen, kommen zwischen einem und fünf, meist zwei bis drei Jungtiere, blind und taub zur Welt. Die Jungen wachsen meist in Felsspalten oder Höhlen auf und bringen zunächst etwa 450 Gramm auf die Waage.
Nach wenigen Wochen machen die Kleinen die "ersten Ausflüge". Insgesamt bleiben sie für eine Zeit von 1,5 bis 2 Jahren bei ihrer Mutter.
Die Geschlechtsreife tritt in Gefangenschaft mit zwei bis drei Jahren ein.
Es existiert ein Internationales Zuchtbuch für Schneeleoparden, in dem die Verpaarungen zum Teil bis ins Jahr 1891 zurückverfolgt werden können.
Schneeleoparden gehören taxonomisch zu den eigentlichen Großkatzen (Großkatzengruppe -> Großkatzen).
Weitere Fotos auf unserer Fotoseite: Katzenfoto.de
"Nutzen" für den Menschen
Schneeleopardenfelle wurden früher unter der Bezeichnung "afrikanische Tigerfelle" in den Pelzhandel gebracht und über China nach Russland eingeführt [2].
Steckbrief Schneeleopard
Informationen zum Schneeleoparden in Kurzform sind auch in den Steckbriefen der Großkatzen zu finden.
statistische Daten
Gesamtlänge: 165 - 240 cm
Kopf-Rumpf-Länge: 80 - 130 cm
Schwanzlänge: 85 - 110 cm
Gewicht: 35 - 65 kg
Zyklusdauer: 54 bis 68 Tage (Durchschnitt: 60 Tage)
Östrusdauer: 4 bis 7 Tage (Durchschnitt: 6 Tage)
Tragzeit: 94 bis 103 Tage
Wurfgröße: 1 - 5
Lebensdauer: 10 - 20 Jahre
Anmerkungen
*1: Barbarei, Barbareskenstaat: Bezeichnung der nordafrikanischen Staaten, insbesondere Marokko, Algerien, Tunesien und Lybien, von denen aus Sklavenhandel betrieben wurde. Als Name zwischen dem 16. und 19 Jahrhundert geläufig.
Quellen:
[1] Wenthe, Matthias: Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung bei Zoo-Felidae (1994)
[2] Suckow, D. Georg Adolph: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Naturgeschichte der Thiere, Erster Teil; Säugethiere, S. 264, Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1797
[3] Brase, Katja: Zum Kenntnisstand des Schneeleoparden, Diss. (2004)