Chemokommunikation der Katze

Einblicke in eine besondere Art der Verständigung

Abessinier, sorrel

Abessinier, sorrel

© Marcus Skupin

Lebewesen, die in Gruppen oder Familienverbänden zusammenleben, müssen sich miteinander verständigen. Auch für sogenannte "Einzelgänger", zu denen die meisten Arten der heute lebenden Katzen gezählt werden, besteht eine Notwendigkeit miteinander kommunizieren zu können.

Ohne Kommunikation wäre es kaum denkbar, das die Mutterkatze von ihren streunenden Jungen wiedergefunden wird, das der Kater - lange bevor der über gewisse Kommunikationsmöglichkeiten nicht verfügende Mensch etwas merkt - weiß, das seine Gefährtin rollig und somit bereit ist zur Fortpflanzung oder auch das Löwinnen gemeinsam auf die Jagd gehen.

Unter Kommunikation, besser Biokommunikation, versteht man den Informationsaustausch, d.h. die Übertragung von Signalen zwischen zwei oder mehreren Organismen.

Als Möglichkeiten der (Bio-)Kommunikation stehen mehrere Verfahren zur Auswahl, die alle über gewisse Vor- und auch Nachteile verfügen.

Neben den auch vom Menschen bewusst eingesetzten Verfahren der optischen Kommunikation (Wahrnehmung von Farbe und Formen, Gestik und Mimik) und der akustischen Kommunikation (Wahrnehmung von Lauten), gibt es noch drei weitere Kommunikationsverfahren, nämlich die chemische, die thermische und die taktile Biokommunikation.

Zu Wahrnehmungen der drei letztgenannten Signale ist der Mensch nur bedingt (und oft unbewusst) fähig. Für die zumeist nachtaktive Katze gehören Signale dieser Art, da sie auch bei Dunkelheit wahrgenommen werden, zu den wichtigen Informationsquellen.

Stoffwechselprodukte und Pheromone

Katzen bedienen sich neben der anderen Biokommunikationsmöglichkeiten in starkem Maße auch der sogenannten Chemokommunikation. Zur Chemokommunikation werden chemische Substanzen eingesetzt. Dies sind entweder Stoffwechselprodukte, wie Schweiß, Urin oder Kot oder auch in speziellen Drüsen gebildete Pheromone.

Die bekannteste Verhaltensweise, die in diesen Bereich gehört, ist das "Köpfchengeben", d.h. das Reiben des Kopfes am menschlichen Betreuer, Artgenossen und Gegenständen. Hierdurch gibt die Katze zu verstehen, "Du gehörst zu mir", bzw. zu meinen "Familienmitgliedern" und in mein Territorium.

Katzen verfügen über derartige Duftdrüsen an zahlreichen Körperstellen. Alleine am Kopf der Katze sitzen die Drüsen an den Schläfen (Temporaldrüsen), unter dem Kinn und an der Unterlippe. Darüber hinaus jedoch auch entlang des Rückens, am Analbeutel, am Schwanz (Suprakaudaldrüsen) und an den Fußballen.

Durch die chemische Markierung von Mitkatzen, Gegenständen und Menschen nimmt die kätzische Umgebung einen von der Katze gewünschten, einheitlichen Geruch an. Durch regelmäßiges Wiederholen des Markierens sorgt Katze dafür, dass der heimische Grundgeruch erhalten bleibt.
Treten nun Störungen des Geruchsspektrums auf, so reagieren Katzen häufig mit Unsicherheit, die ggf. zu unerwünschten Folgereaktionen führt (wie das Anfauchen und Angreifen einer Mitkatze nach Rückkehr vom Tierarztbesuch).

Über die ausgesendeten Düfte können Katzen auch zweifelsfrei feststellen, welches Geschlecht z.B. ein im Dunkeln angetroffener Artgenosse hat (Analkontrolle), wann etwa das andere Tier am Ort der gesetzten Duftmarke gewesen ist, ob ein etwaiger Geschlechtspartner paarungsbereit ist.

Darüber hinaus wird das Territorium einer Katze durch das Absetzen der Duftmarken (Markieren) abgegrenzt.

Schwarzfußkatzen beispielsweise setzen jede Nacht zwischen 100 (Weibchen) und 200 (Männchen) Harnmarken, in dem sie Urin auf Grasbüschel, Steine oder Sträucher versprühen (Molteno et al., 1998). Zur Paarungszeit steigern sie das Setzen der Harnmarken nochmals auf bis zu 600 Mal je Nacht und machen damit Angaben zum Status bezüglich Paarungsbereitschaft und Standort.

Die Katze nimmt die Düfte über sogenannte Chemorezeptoren, die sich in der Nase, an der Zunge und im Jakobson'schen Organ befinden, durch Schnuppern oder Flehmen auf.
Beim Flehmen ist das Mäulchen der Katze leicht geöffnet, die Augen oft starr, das Näschen gekräuselt. Das Jacobson'sche Organ befindet sich in der Maulhöhle der Katze, hinter den Schneidezähnen. Mit seiner Hilfe ist eine weitaus bessere Analyse chemischer Komponenten möglich, als mit der Nase.

Baldrian, Katzenminze...

Interessante Auswirkung der Chemokommunikation ist das Verhalten, das viele Katzen an den Tag legen, wenn sie gewisse Duftstoffe, wie z.B. des Baldrians oder der Katzenminze wahrnehmen.

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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