Schleichkatzen
von Marcus Skupin | Welt der Katzen (Stand: 05. April 2020)
Katzen, die keine sind...
Bei ihnen handelt es sich nicht um Katzen im eigentlichen Sinne. Sie gehören zwar zu den "Katzenartigen", jedoch nicht zu den "Echten Katzen". Gemeint sind die Schleichkatzen, Mangusten und Madagassischen Raubtiere.
Zu den Schleichkatzen zählen z.B. die Ginsterkatze oder die Zibetkatze, deren deutsche Namen tatsächlich implizieren, es handele sich um "richtige" Katzen. Andere Arten jedoch haben so ungewöhnliche Bezeichnungen wie Musang (Manguste), Binturong, Afrikalinsang, Pardelroller. Zu den Mangusten zählen der Mungo und die Erdmännchen. Die beiden letzteren sind vielen dann wieder geläufig; der Mungo als Schlangentöter (oft im Kampf mit einer Kobra abgebildet) und die possierlichen Erdmännchen nicht zuletzt aus König der Löwen.
Schleichkatzen und Mangusten kommen in mehr als 80 Arten vor. Während die 35 Arten der Schleichkatzen überwiegend im asiatischen Raum leben, sind Mangusten mit 34 Arten hauptsächlich in Afrika verbreitet.
Neuere Untersuchungen führten zu Änderungen der taxonomischen Einteilung der bisherigen Schleichkatzen. So wurden Pardelroller und die Linsangs in eigenständige Familien eingruppiert (Pardelroller = Nandiniidae, Linsangs = Prionodontidae).
Die Tiere sind überwiegend dämmerungs- oder nachtaktive, schlanke und kurzbeinige Raubtiere mit scharfen, zur Hälfte einziehbaren Krallen. Sie besitzen einen spitzen Kopf und sind mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 45-90 cm etwa fuchsgroß.
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Afrika über den Nahen Osten und Südarabien bis hin nach Südwest-Europa.
Auf Madagaskar lebt die Fossa, die die Übergangsstufe von den Schleichkatzen zu den echten Katzen darstellen soll. So verfügt sie z.B. über ein fast katzentypisches Gebiss und einziehbare Krallen. Auch sie wird heute, gemeinsam mit Falanuk und Fanaloka, in eine eigene Familie gruppiert, die Madagassischen Raubtiere (Eupleridae).
Die unterschiedlichen Arten der Schleichkatzen und schleichkatzenähnlichen Tieren sind genetisch nicht homogen. Sie weisen je nach Art zwischen 24 und 52 im diploiden Chromosomensatz auf (z.B. Gebänderter Lisang: 34 Chromosomen; Fossa: 42 Chromosomen).
Einige Schleichkatzenarten haben es zu - teils zweifelhafter - Berühmtheit gebracht:
Der baumbewohnende, südostasiatische Larvenroller (Paguma larvata) könnte natürlicher Wirt eines Coronavirus sein, das in den Jahren 2002/2003 auf den Menschen übertragen wurde und zur SARS-Epidemie geführt hat. Die Tiere werden in einigen chinesischen Regionen (z.b. Guangdong) gejagt und gegessen (Bushmeat).
Das moschusartige Analdrüsensekret der in Afrika und Südostasien verbreiteten Zibethkatzen (Viverrinae) wurde lange Zeit bei der Parfümherstellung und zu medizinischen Zwecken verwendet. Heute werden meist künstliche Ersatzstoffe verwendet, nicht zuletzt da das gelblich-honigartige Zibet das SARS-Virus enthalten und infektiös sein kann.
Der ebenfalls in Süd-Ostasien heimische Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus) ist für die "mit seiner Hilfe entstehende" Kaffeesorte Kopi Luwak bekannt. Die Tiere fressen Kaffeebeeren und scheiden diese fermentiert wieder aus. Auch Fleckenmusangs werden in Teilen Chinas und Indiens gejagt und verzehrt (Bushmeat).
Übrigens: Schleichkatzen sind recht nahe Verwandte der Hyänen.