Jaguar-Ernährung

Die Nahrung des Jaguars besteht heute aus Capybaras (Wasserschweinen; eigentlich die größten Nagetiere weltweit), Pekaris, Tapiren, Rehwild, Affen, Kaimanen, Bodenvögeln sowie auch See-Schildkröteneiern, die sie gelegentlich aus dem Sand ausgraben. Untersuchungen haben ergeben, dass Jaguare eigentlich alles fressen, was sie fangen können und so verwundert es nicht, dass über 80 verschiedene Tierarten in ihren Mägen gefunden wurden. In Costa Rica erlegen Jaguare an Land kommende Meeresschildkröten in dem sie deren Kopf in den Sand drücken und ihnen die Halsschlagader aufbeißen. Kaimane werden durch einen Biss in den Schädel fast augenblicklich getötet.

Besteht die Nahrung des Jaguars aktuell also aus den heute im Verbreitungsgebiet vorkommenden verhältnismäßig eher kleineren Tieren, gehen Wissenschaftler davon aus, dass dies in der Vergangenheit anders war. Früher lebten in den Wäldern und Savannen Zentralamerikas Mastodons, Riesengürteltiere, Riesenfaultiere und auch Nashörner. Die Größe und Kraft dieser Tierarten könnte die Erklärung für die kräftige Statur des Jaguars sein, die er zum Bezwingen der heute vorkommenden Beute kaum benötigt.
Kaup berichtet im Jahre 1835 zur Nahrung des Jaguar:

"[Der Jaguar] raubt alle Thiere, die [sic] er habhaft werden kann. Seine Hauptjagd aber richtet er auf die wilden Pferde der Pampa's, sowie auf Hirsche und besonders auf junges Hornvieh. Im Schilf beschleicht er die größeren Sumpfvogel und weiß Fische sehr gewandt aus dem Wasser zu ziehen." [6]

Beim "Fischen" verwendet der Jaguar die gleiche Technik wie die Hauskatze. Er lauert am Ufer, versucht in das Wasser zu sehen, indem er sich leicht hin und her bewegt, bis er plötzlich mit der Pfote ins Wasser schlägt und einen Fisch an Land wirft. Früher wurde vermutet, der Jaguar würde Fische durch Speicheltropfen anlocken oder in dem er mit dem Schwanz aufs Wasser schlägt. [6]

Der Jaguar neigt dazu, sich für größere Beutetiere mit einem Gewicht von mehr als 22 kg zu entscheiden, die 10%-80% seiner eigenen Körpermasse wiegen. Es ist ihm auch ohne Weiteres möglich einen 400 kg schweren Ochsen zu töten, den Kadaver über hundert Meter in ein Dickicht zu ziehen und dort in Ruhe zu verspeisen.

Der Jaguar ist ein Pirschjäger, der sich langsam an seine Beute heranbewegt oder im Hinterhalt lauert.
Sehr eindrucksvoll schildert wiederum Kaup [6] mit Hinweis auf Rengger das Vorgehen des Jaguar bei der Jagd.

"Man sieht ihn [Anm.: den Jaguar] dann mit leisem, langsamem Schritte dahin schleichen, wo er den großen Cavien und den Fischottern nachstellt. Bei allen diesen Jagden leitet ihn nur sein scharfes Gehör, nie sein Geruch, der, wie bei allen Katzen, schlecht ist. Hat er zum Beispiel ein Paka oder Capybara bemerkt, so ist es unglaublich, mit welcher Umsicht und Geduld er sich denselben zu nähern sucht. Wie eine Schlange windet er sich auf dem Boden hin, hält sich dann wieder minutenlang ruhig, die Stelle seines Opfers zu beobachten, und macht oft weite Umwege, um demselben von einer anderen Seite, wo er weniger bemerkt werden kann, beizukommen. Ist es ihm gelungen, sich ungesehen dem Thiere zu nahen, so springt er in einem, selten in zwei Sätzen auf dasselbe hin, drückt es zu Boden, reißt ihm den Hals auf, und trägt das noch im Todeskampfe sich sträubende Thier im Munde in das Dickigt. Kann er sich dem Wild nicht durch Schleichen nähern, so legt er sich, wie die Abbildung zeigt, auf die Lauer. Obschon er gut klettert, lauert er doch nie auf Bäumen. Der Prinz von Neuwied fand in den Waldungen die Schalen von großen Landschildkröten vom Iaguar gänzlich ausgefressen, wobei er sich der Krallen zum Herausholen des Fleisches bedienen mußte. Stiere und Ochsen greift er nur in der Noth an, indem diese Thiere muthig auf ihn eindringen und ihn verscheuchen; daß aber die Stiere sich in einen Kreis stellen, und die Jungen in die sichere Mitte nehmen, ist ein Mährchen. Die Kühe vertheidigen mit Muth ihr Iunges, werden aber dabei immer schwer verwundet.
Die Heerden flüchten sich meistens ins offene Feld, und nur die Stiere und Ochsen bleiben, unter Gebrüll die Erde mit den Hörnern und den Füßen auswerfend, kampflustig in der Nähe des Feindes. Pferde und Maulesel überwältigt er leichter, wenn sie sich den Wäldern nähern. Die Pferde suchen sich durch eilige Flucht zu retten, die Maulthiere aber werden durch den bloßen Anblick des jaguars so erschreckt, daß sie ohne Bewegung stehen bleiben, oder gar zu Boden stürzen, ehe sie noch angefallen werden. Bloß Hengste sollen sich durch Beißen und Schlagen vertheidigen, wenn sie nicht schon durch den ersten Sprung zu Boden geworfen werden. Hat der Jaguar seine Beute in einiger Entfernung vom Walde gefällt, so schleppt er sie, wenn sie auch noch so schwer, dem Gebüsche zu; daß er aber, wie Azara erzählt, mit einem Pferd im Maule über einen Fluß zu schwimmen im Stande sey, wird von Rengger geläugnet.
Hingegen bestätigt dieser genaue Beobachter eine Thatsache, die Azara als einen Beweis seiner Stärke anführt, und die er selbst erlebte, nämlich: daß dieses Raubthier, welches von zwei zusammen gekuppelten Mauleseln oder Pferden das Eine getödtet hatte, das todte Thier trotz des Sträubens vom lebenden eine große Strecke Weges fortschleppte.
Der Jaguar tödtet, wie dieser Fall beweist, nie mehr als ein Thier, weil er mehr das Fleisch als das Blut der Thiere liebt." [6]

Im Gegensatz zu allen anderen Katzenarten, die ihre Beute durch Kehl- oder Nackenbiss töten, bevorzugt der Jaguar das Durchbohren des Schädels [1]. Seine große Beißkraft, ermöglicht ihm diese Art des Tötens. Die massiven Eckzähne dringen dabei in das Gehirn ein und durchstoßen selbst den Panzer von Reptilien (Kaiman). Müller berichtet, dass der Jaguar Krokodile angreift und ihnen die Krallen in den einzig verwundbaren Körperteil, die Augen, schlägt [7]. Die Jagdaktivität der Jaguare variiert mit der Verfügbarkeit von Beutetieren, was bedeutet, dass sie hauptsächlich nachts jagen [2]. Im Durchschnitt tötet ein Jaguar alle vier Tage eine große oder mittelgroße Beute. Normalerweise wird nicht der komplette Kadaver verzehrt [4]. In Gefangenschaft verbraucht ein 76 kg schwerer Jaguar typischerweise 1,4 kg Nahrung / Tag (34 g / Tag / kg Katze) [5].

Jaguare haben sehr große, sich nicht überschneidende Jagdgebiete (Männchen 28–40 qkm, Weibchen ≥10 qkm). Das spezifische Jagdgebiet wird innerhalb des jeweiligen Lebensraumes meist alle zwei Wochen gewechselt [3]. Sie töten, wie das bei Großkatzen häufig der Fall ist, nicht ausschließlich wenn sie hungrig sind.

Durch die Ausbreitung des Menschen und seiner Farmen, sowie den damit verbundenen Rückgang seines natürlichen Lebensraumes wird häufig auch Vieh, sowie Geflügel und Hunde [7] gerissen. In die Enge getrieben kommen auch Übergriffe auf Menschen vor.
Jaguare haben scharfe, starke, einziehbare Krallen, die sie verwenden, um Beute zu greifen und deren Wirbelsäule, zervikale Weichteile und Schädel zu punktieren. Tiefe Platzwunden und Gewebeverlust durch die Krallen sind ebenfalls häufig. Zu den Wunden gehörten ausgedehnte tiefe Platzwunden an zervikalen Strukturen, einschließlich der Durchtrennung der Luftröhre, und Platzwunden der Jugular-Vene, der Halsschlagader und der Zervixnerven. Einige dieser Verletzungen wurden erst während der operativen Erkundung entdeckt. In anderen Fällen wurden Halswirbelsäulenluxationen und Rückenmarksdurchgänge erst bei der Autopsie entdeckt. Die meisten Verletzungen dieser Patientin waren eher durch Krallen als durch Bisse verursacht, obwohl ihre potenziell tödliche Wunde der Biss in den Schädel war.

Das Risiko, dass Kinder durch einen Jaguar angegriffen werden ist besonders groß, da Größe und Gewicht (rd. 24 kg) sowie die Kopfgröße der bevorzugten Beute, dem Capybara, nahezu entsprechen.

weitere Einzelheiten

Jaguar (Panthera onca)

Der Jaguar ist die größte gefleckte Katze des amerikanischen Kontinents und drittgrößte Katzenart weltweit.

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Der Jaguar ähnelt im Aussehen dem Leoparden, wirkt aber im direkten Vergleich plumper. Jaguare sind große, kräftige Katzen mit relativ kurzem Schwanz. Sie haben einen kräftigen Kopf mit kleinen ab...

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Jaguar-Statistik

Kopf-Rumpf-Länge: 120-170 cm Schwanzlänge: bis 80 cm Schulterhöhe: bis 75 cm Gewicht: 40-120 kg Geschlechtsreife: ca. 2-4 Jahre Tragzeit: 93-111 Tage Wurfstärke: 2-4 Lebensdauer: 11 - 12 Jahre (i...

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Jaguar-Fortpflanzung

Die Paarungszeit des Jaguars dauert von Ende November bis Ende Januar. Nach einer Gestation (Tragzeit) zwischen 93 und 110 Tagen werden die meisten Jungtiere im April oder Mai geboren. ...

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Jaguare im Zoo

Jaguarhaltung im Zoo Landau (August 2010); Raubtiergehege alter Bauart mit dicken Gitterstäben. Keine Glasscheiben zur störungsfreien Beobachtung. Die Einrichtung des Geheges besteht aus Büschen u...

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Quellen:

[1] De la Rosa, Carlos Leonardo; Nocke, Claudia C.: A Guide to the Carnivores of Central America: Natural History, Ecology, and Conservation; University of Texas Press, 2000
[2] Iserson KV, Francis AM: Jaguar-Angriff auf ein Kind: Fallbericht und Literaturübersicht. West J Emerg Med. 2015;16(2):303-309. doi:10.5811/westjem.2015.1.24043
[3]
Rabinowitz AR, Nottingham BG.: Ökologie und Verhalten des Jaguars (Panthera onca) in Belize, Mittelamerika. J Zool Soc London. 1986; 210(1):149–159.
[4]
Jedrzejewski W, Abarca M, Viloria Á, et al.: Jaguarschutz in Venezuela vor dem Hintergrund des aktuellen Wissens über seine Biologie und Evolution. Interciencia-Caracas. 2011; 36(12):954–966.
[5]
Emmons LH.: Vergleichende Nahrungsökologie von Feliden in einem neotropischen Regenwald. Ecol Sociobiol. 1987; 20:271-283
[6]
Kaup, Dr. J.J.: Das Thierreich in seinen Hauptformen, Erster Band, Verlag Johann Philipp Diehl, Darmstadt 1835, S. 284 ff.
[7]
Müller, Anton: Die Reiche der Natur, S. 75, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx

Welt der Katzen: Katzenbücher und Kalender im Handel. Infos in der Rubrik Katzenbücher.

"Unter allen Geschöpfen dieser Erde gibt es nur eines, das sich nicht versklaven lässt. - Die Katze."
(Mark Twain, 1835-1910)

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© 2016, Marcus Skupin

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