Ernährung der Katze
Die Ernährung von Katzen
ist doch eigentlich gar kein Thema mehr, oder?
von Marcus Skupin | Welt der Katzen
Die Zeiten, als unsere Katzen noch mühsam bekocht werden oder gar von Tischabfällen leben mussten, sind lange vorbei.
Welches Futter wir an unsere Lieblinge verfüttern sollen, wird uns durch die Werbung im Fernsehen, in Zeitschriften und Magazinen doch recht deutlich vor Augen geführt und schließlich gibt es dann ja auch in jeder Zoohandlung, im Supermarkt und auf Katzenausstellungen jede Menge dieser Fertigfuttersorten, die als Alleinfuttermittel all das enthalten, was die gesunde, muntere und spielfreudige Katze benötigt um ein langes zufriedenes Leben bei ihrem Besitzer zu führen.
Die Qual der Wahl haben wir da allenfalls noch unter den vielen Marken und Geschmackssorten für unsere Stubentiger oder bei der Frage, ob wir Dosenfutter oder vielleicht doch besser Trockenfutter nehmen sollen.
Ob allerdings die angepriesene Katzennahrung das hält, was die vollmundigen Versprechungen der Tierfuttermittelhersteller uns weismachen wollen, steht manchmal auf einem ganz anderen Blatt...
Nahrungsbedürfnisse
Zunächst sollten wir uns einmal mit den Nahrungsbedürfnissen von Katzen vertraut machen.
Unsere Katzen sind Beutegreifer/Raubtiere - und gehören zu den Karnivoren (also zu den Fleischfressern).
Auch wenn sie sich im Laufe der Jahre an das Leben mit dem Menschen angepasst haben und durchaus auch andere Dinge gefressen werden, so darf bei der Ernährung unserer Lieblinge dieser einfache und grundlegende Satz nicht vergessen werden.
Die Nahrung wild lebender Katzen besteht zum überwiegenden Teil aus kleineren und mittleren Beutetieren. Das können 10 Mäuse, ein paar Insekten oder auch mal ein Vogel sein. Zwar variiert die Nahrung logischerweise, je nachdem, in welcher Region der Welt die Katze lebt, doch finden sich bei Untersuchungen wild lebender Katzenpopulationen nahezu ähnliche Mageninhalte wie Mäuse, Ratten, Insekten, kleine Echsen, kleinere Vögel, etc.
Doch Vorsicht! Die Katze hat auch eine dunkle Seite bei ihrer Ernährung, wie sich in einem "Tierbuch" aus dem Jahre 1832 nachlesen lässt:
"Ihren Raub festzuhalten, kommt ihnen ihre rauhe Zunge sehr zu statten. Bei großem Hunger fallen sie öfters unwehrsame Kinder und Leichen an." [1]
Doch zurück zur Realität: Mit den Beutetieren nehmen kleinere Katzen gelegentlich auch deren Mageninhalt mit auf, der unter anderem aus Pflanzenbestandteilen besteht. Diese beinhalten sogenannte Kohlehydrate, die neben Fett und Eiweiß grundsätzlich zu den Energielieferanten unter den Nährstoffen gehören. Die Mageninhalte von Beutetieren sind durch die dort stattfindende Verdauung bereits aufgeschlossen und somit - zumindest teilweise - auch für die Katze verwertbar.
Großkatzen wie z.B. Löwen lassen - wie auch ein Teil der Kleinkatzen - die Eingeweide ihrer Beutetiere in der Regel liegen (Krafft/Dürr; Klinische Diätetik für Hund und Katze, Kap. 4).
Die Nahrung einer Katze muss so beschaffen sein, das die Energie, die das Tier zum Leben benötigt, zur Verfügung steht. Diese Energie steckt in den chemischen Bausteinen der Nahrung (insbesondere in Eiweiß und Fett) und wird durch einen Verbrennungsprozess freigesetzt.
Grundsätzlich lassen sich die Nährstoffe in zwei Gruppen einteilen:
In Bau- und Wirkstoffe die für die Bildung neuer Zellen, die Steuerung des Stoffwechsels und die Bildung von Hormonen und Enzymen im Körper der Katze sorgen sowie in Energielieferanten die die benötigte Energie für die Körperfunktionen zur Verfügung stellen (Effem GmbH; Katzenernährung 1/96).
Im Einzelnen dienen die in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe u.a. zur ...
Bildung der Bausteine aller Körpersubstanzen
Förderung und Steuerung chemischer Reaktionen im Körper
Regelung der Körpertemperatur
Energielieferung
Beeinflussung des Geschmacks und somit auch der Nahrungsaufnahme
6 Nährstoffklassen
6 Nährstoffklassen
Ballaststoffe
Darüber hinaus finden sich in der Katzennahrung noch sogenannte Ballaststoffe.
Ballaststoffe (Rohfaser);
fördern die Darmbewegung und damit die Verdauung. Ballaststoffe sind unlösliche, also unverdauliche Kohlehydrate. Hierzu gehören Zellulose, Pflanzenkleber etc.
Hohe Rohfaseranteile in Tiernahrung werden in Reduktionsdiäten, d.h. wenn die Katze abnehmen soll, eingesetzt.
Ausgewogen ist wichtig!
Die Nahrung von Katzen muss ausgewogen sein. Sowohl zu viel als auch zu wenig der einzelnen Bestandteile ist - wie die obigen Ausführungen verdeutlichen - schädlich, da Mangelerscheinungen und sogar Vergiftungen die Folge sein können. Neben der Menge ist auch das Verhältnis der einzelnen Stoffe zueinander von Bedeutung so stehen z.B. Kalzium und Phosphor in direkter Verbindung zueinander.
Der Brennwert (Energiekonzentration) der einzelnen Bestandteile, wie auch der Gesamtnahrung wird in Kilojoule gemessen. Ein Joule entspricht etwa 0,239 Kalorien.
Fett hat mit etwa 39 kJ je Gramm den höchsten Brennwert. Eiweiße haben einen Brennwert von etwa 24 kJ, Kohlehydrate von 17 kJ/G.
Die folgende Tabelle zeigt den Bedarf an Energie in Kilojoule je Kilogramm Körpergewicht der Katze. (Effem GmbH, et al.)
Energiebedarf
Alter | Gewicht der Katze in Gramm | Energiebedarf je 1000 Gramm Körpergewicht in KJ |
---|---|---|
6.-8. Woche | 600 | 1050 |
3.-4. Monat | 900-1200 | 850-750 |
5.-6. Monat | 1500-1900 | 650-550 |
7.-9. Monat | 2300-2400 | 480-420 |
10.-12. Monat | 2600-2700 | 380-340 |
ausgewachsen | 3000-____ | 330 |
Nährstoffgehalt
Der Nährstoffgehalt eines Katzenfutters kann am sichersten durch Analyse in einem Labor bestimmt werden.
Die von den Futtermittelherstellern gesetzlich verlangte sogenannte "garantierte Inhaltsangabe", kann eine derartige Laboranalyse nicht ersetzen. Sie gibt lediglich Auskunft über die Minimumgehalte an Proteinen und Fett sowie die Maximumgehalte an Rohasche und fasern sowie Wasser an und wird leider nicht immer eingehalten.
Diese Mengenangaben lassen allerdings leider noch keinen Rückschluss darauf zu, wie wertvoll die enthaltenen Proteine und Fette für die Katze auch wirklich sind, da hierdurch keine Aussage zur Verdaulichkeit getroffen wird.
Um dies mit einem übertriebenen aber treffenden Beispiel zu verdeutlichen (cats-country.de):
Zwei Futtersorten stehen nebeneinander. Beide sind von einem Labor untersucht worden und enthalten Rohprotein 10%, Fett 6,5%, Fasern 2,4% und Wasser 68%. typische Mengen für Feuchtfutter. Liest man dann die Liste der Inhaltsstoffe stellt man folgendes fest:
Futter A enthält: Rindfleisch, Leber, Herz, Eier, Hühnerfett, Sonnenblumenöl, Mais und Hafer,
Futter B enthält: 4 Paar alte Lederhandschuhe, 4 Liter Motoröl, gemahlene Kohle, 30 Liter Spülwasser.
Auch die letzteren sehr unappetitlichen Inhaltsstoffe entsprechen den Analysemengen, sind jedoch unzweifelhaft nicht sehr nahrhaft für das Tier.
Die Liste der Inhaltsstoffe auf den Futterverpackungen führt den Stoff mit dem höchsten Gewichtsanteil zuerst auf. Wie kommt es dann dazu, dass vielfach im Futter lediglich 4 bis 5% tierisches Eiweiß enthalten sind?
Hauptgrund ist, dass der Fleischanteil vor dem eigentlichen Verarbeitungsvorgang ermittelt wird. Wird einer Katzenfutterrezeptur beispielsweise ein Anteil von etwa 20% Fleisch beigefügt, so enthält die fertige Futtermischung nach dem Verarbeitungsvorgang oft nur noch etwa 4% tierischer Proteine. Auch ist es zulässig, unterschiedliche Formen des gleichen Inhaltsstoffes einzeln aufzuführen.
Übrigens muss eine Futtersorte die "mit LAMM" angepriesen wird, tatsächlich lediglich 4 % Bestandteile vom Lamm enthalten. Der "Rest" des Fleischanteils könnte durchaus aus Rind, Schwein, Huhn u.a. bestehen. - Dies kann dann durchaus dazu führen, das die gleiche Futtersorte von Ihrer Katze einmal sehr gern angenommen wird, wenn sie z.B. 4 % Lamm und ansonsten nur Fleischbestandteile vom Huhn enthält und in der nächsten Fertigungsserie zwar auch wieder 4 % Lamm, im übrigen aber nur Rindfleisch enthalten ist.
Nehmen wir an, ein Futtermittel enthält jeweils 4% Lamm, Rind und Geflügel, so ist es zulässig, die gleiche Rezeptur, unterschiedlich verpackt einmal als Futter mit Lamm oder auch als Futter mit Rind oder mit Geflügel anzubieten.
Die Futtermittelhersteller argumentieren bezüglich der 4% Fleischanteil übrigens damit, die Katze sei aufgrund ihres feinen Geschmacks-/ respektive Geruchssinnes durchaus in der Lage, den entsprechenden Anteil herauszuschmecken...
* * *
Letztendlich stellt sich noch die Frage, ob unsere Katzen durch die Ernährung mit sog. Alleinfuttermitteln krank werden können.
Gerade da fast alle Futtermittel Rindfleisch und / oder Nebenerzeugnisse vom Rind enthalten, fällt vielen Lesern hierzu bestimmt das Thema BSE, der sog. Rinderwahn und die Diskussion um die Übertragbarkeit auf Mensch und Tier ein. Zu diesem Thema ist anzumerken, dass bereits in einer im Jahre 1996 durchgeführten Befragung verschiedener Tierfuttermittelhersteller die hieran teilnehmenden Unternehmen übereinstimmend erklärt haben, es werde kein britisches Rindfleisch und darüber hinaus grundsätzlich keine Nebenerzeugnisse aus den als besonders risikoreich eingestuften Teilen von Rindern (z.B. Gehirn, Rückenmark, Därme etc.) verwandt (Skupin; BSE - Risiko bei der Katzenernährung?, Die Birmakatze 01/1996, S. 12).
Unappetitliche Bestandteile von industrieller Katzennahrung können allerdings auch Schlacht- und sonstige "Abfälle" sein. Sicherlich nicht so extrem, wie in dem oben genannten Beispiel mit den Lederhandschuhen und dem Motoröl... Ein Thema, das viel Zündstoff enthält, .. wie der folgende Artikel beweist. (Tierfutter; Chance vertan, Der Spiegel Nr. 23, 1989)
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Mangelerscheinungen entstehen insbesondere bei nicht artgerechter Fütterung von Katzen z.B. durch Tischreste oder wenn die für die Katz gekochte Mahlzeit nicht richtig zusammengestellt wurde.
Die Möglichkeit von Vergiftungen, insbesondere Vitamin-A-Vergiftung ist grundsätzlich nicht auszuschließen. Hierzu kann es bei gerade durch die gut gemeinte Zufütterung von Vitamin-Präparaten etc. kommen. Auch enthalten manche Alleinfuttermittel recht hohe Vitamin-A- Dosen.
Unter dem Strich ist nochmals zu betonen, dass Katzen ausgewogen ernährt werden müssen um Mangelerscheinungen und schädlicher Überversorgung mit einzelnen Nahrungsbestandteilen vorzubeugen. Darüber hinaus soll die Nahrung ausreichende Eiweiß- und Fettmengen und hier insbesondere tierische Eiweiße und Fette enthalten, da bestimmte, lebenswichtige Bestandteile der Katzenernährung nur aus tierischem Eiweißen "gewonnen" werden können. Dies ist auch einer der Gründe, aus dem eine vegetarische Ernährung von Katzen strikt abzulehnen ist.
Eine reine Fleischernährung - ohne die Beigabe von Zusätzen (Supplementierung) - ist ebenfalls nicht anzuraten, da dieses nicht genug Kalzium enthält, was zu Fehlern im Skelettaufbau der Katze und zu Knochenbrüchen führen kann. Wer Katzen roh ernähren möchte, muss daher den Kalziumgehalt zum Beispiel durch die Zugabe von Knochen erhöhen. Rohes Fleisch kann zur Übertragung von Parasiten und Bakterien wie z.B. Salmonellen sowie auch zu Viruserkrankungen wie der tödlich endenden Aujeszykschen Krankheit führen.
Leber enthält sehr viel Vitamin A und kann bei einer übermäßigen Fütterung zu Vergiftungen führen.
Bei Fütterung mit Katzenfertignahrung sind diese Probleme zwar so gut wie ausgeschlossen, wer sicher gehen will, sollte allerdings die Futtermarke und -Sorte häufiger wechseln, um etwaige Mängel einzelner Produkte auszugleichen.
Auch ist es ratsam, hochwertige Produkte zu nutzen und der Katze zumindest gelegentlich "natürliche Nahrung" anzubieten (hier bieten sich zum Beispiel Eintagsküken an, die recht günstig zu bekommen sind und alles enthalten, was die Katze als Fleischfresser benötigt).
Im Übrigen wird durch regelmäßigen Wechsel der Futterart oder -Sorte die Prägung auf ein bestimmtes Futter vermieden, was den Vorteil bietet, dass Schwierigkeiten vermieden werden, wenn der Hersteller seine Rezeptur wieder einmal "verbessert".
Allerdings: Wer genügend Zeit und Lust hat, sich das entsprechende Wissen über die Zubereitung artgemäßer Katzennahrung anzueignen, der kann seiner Katze ein ansprechendes Katzenmenü selbst zusammenstellen und bietet damit seinem Stubentiger - in Verbindung mit Rohfütterung (BARF) sicherlich die beste Möglichkeit. Erste Infos zu Nährwerten und dem nicht zu vernachlässigen Verhältnis von Kalzium und Phosphor in der Katzennahrung finden Sie hier!
Bei einem Rohfutteranteil von bis zu 20% kann auf die Beigabe von Futterzusätzen (Supplemente) übrigens ohne Schwierigkeiten verzichtet werden.
Was Sie noch wissen sollten...
Nicht nur die Akzeptanz von Fertignahrung wird am Tier, also im weiteren Sinne im "Tierversuch" getestet. Lesen Sie dazu: Tierversuche für Tiernahrung!!
Eine Aufstellung tierversuchsfreier Katzennahrung finden Sie hier!
BSE - Risiko bei der Katzenernährung? Den Bericht finden Sie in der Rubrik "Medizin". Zum Artikel wechseln!
Giftstoffe in der Tiernahrung? Zum Spiegel-Artikel!
Chemische Zusammensetzung von Futtermitteln
Tierische Nebenerzeugnisse in der Tiernahrung
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Ernährung, weitere Quellen
[1] von Reider J.E., Hahn, K.W.: Gemeinnützige Naturgeschichte der Tiere Bayerns, Die zahme oder Hauskatze (1832)