Seelen
Alte Wesen - Seelen
Die Seelen sind die erste Gruppe der "Alten Wesen". Sie wurden am ersten Tag der Schöpfung geschaffen.
Seelen sind immaterielle Geistwesen. Sie sind androgyne Funken der schöpferischen Kraft und damit gleichzeitig die "höchsten" Geistwesen. Im Gegensatz zu Engeln und Dämonen kann eine Seele allerdings selbst nicht materialisieren.
"Und Gott der Herr bildete den Menschen (Adam), Staub von der Erde, und blies ihm in seine Nase lebendigen Odem, und so wurde der Mensch zu einem lebendigen beseelten Wesen [3]."
Die Bestimmung der Seelen ist die Verbindung mit einem Körper, die unmittelbar mit der Zeugung erfolgt. Sie sind geistige Wesen, die einen Körper zu regieren haben []. Die Seele bildet unter Nutzung dessen körperlicher Gegebenheiten den "Geist" des Menschen. Sie ist als Geistwesen gleichzeitig wichtigster menschlicher Schutzgeist [Anm. 2] und als solcher bis zum Tode mit "ihrem Menschen" verbunden.
Die Seele ist die einzige Form der Alten Wesen, der die Möglichkeit innewohnt, über sich hinauszuwachsen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Formen der Alten Wesen [Anm. 3] vermag sie selbst zu agieren und ist nicht allein auf Reaktion beschränkt. Seelen sind nicht durch ihre eigene Natur begrenzt [1].
So ist richtiger Weise in der Arbatel de Magia Veterum die Rede davon, "was der Mensch, so Microcosmus genannt wird, durch seinen Geist, Genius oder Engel, so ihm in der Geburt zugeordnet, magischer Weise thun oder vollbringen könne" [2].
Die Seele ist jenes der Alten Wesen, dass den Menschen einst zur Vollkommenheit führen kann, unterstützt von den himmlischen Heerscharen der Engel.
Die Zahl der Seelen ist praktisch unbegrenzt. Solange eine Seele auf den Übergang in "ihren" Körper wartet, ist ihr Aufenthaltsort in Araboth, dem 7. Himmel.
Stirbt der Mensch, so "reist" die unsterbliche Seele der Gerechten in einen der 7 Himmel zurück (Auferstehung) und verweilt dort als eine der Ahnen. Nach katholischer Lehre vereint sich die Seele bei der Auferstehung von neuem mit dem Körper [5].
In manchen Fällen, kann eine Seele erneute Verwendung in Verbindung mit einem weiteren menschlichen Körper finden. In diesen Fällen wird sie quasi "wiedergeboren" (Reinkarnation, Anm. 1).
Doch ist der Mensch nicht das einzige beseelte Wesen. Jeder lebende Organismus, Tiere und Pflanzen wird durch eine Seele geschützt und unterstützt.
Selbst "toten Gegenständen" wohnt eine Seele inne, denn auch sie sind ein Teil der Schöpfung (vgl. Schamanismus), allerdings handelt es sich insoweit vermutlich um eine Kollektivseele, mithin nicht um die individuelle Seele eines jeden Gegenstandes.
Körper und Seele: Probiose oder Symbiose?
Noch unklar ist, ob es sich bei der Verbindung von Seele und Körper um eine Probiose oder vielleicht gar um eine Symbiose handelt.
Während bei einer Probiose nur einer der "Partner" profitiert, ohne das der andere Nutzen oder Schaden daraus erfährt, so ist die Symbiose für beide Lebensformen vorteilhaft.
Anmerkungen
Anm. 1: Eigentlich ist der Begriff der Wiedergeburt im Zusammenhang mit einer Seele widersprüchlich. Seelen sind unsterblich und fahren mit dem körperlichen Tod "ihres Menschen" in den Himmel auf. Im seltenen Fall einer Reinkarnation wird nicht die Seele wiedergeboren, sondern sie geht - aus uns Menschen bisher nicht bekannten Gründen, die in der Allmacht des Schöpfers begründet liegen - eine Verbindung mit einem weiteren menschlichen Körper ein.
Anm. 2: Neben der Seele als Schutzgeist sind dem Menschen weitere Schutzgeister, die Schutzengel zugewiesen.
Anm. 3: Die Bezeichnung dieser beiden anderen Formen der Alten Wesen änderte sich im Laufe der Zeit aufgrund einer Veränderung der menschlichen Betrachtungsweise (vgl. Alte Wesen).
Quellen:
[1] Tauber, Yanki: Was ist eine Seele? auf chabad.org (abgerufen am 12.09.2020)
[2] Luppius, Andreas (Hrsg.): Arbatel de Magia Veterum, Wesel u.a., 1686 (https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:355-ubr06638-2) abgerufen am 07.11.2020
[3] Latz, Gottfried: Alchemie, Sp. 53, 1869
[4] Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1961
[5] Vatikan: Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), RdNr. 366, 1997 (http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1I.HTM abgerufen am 08.12.2020)
[6] Sterzinger, Don Ferdinand: Geister- und Zauberkatechismus, München, Johann Nepomuck Fritz, 1783