Dämonen
Alte Wesen - Dämonen
von Marcus Skupin
Die Dämonen (daimon, klingon: veqlargh) sind die dritte Gruppe der Alten Wesen. Sie sind wie alle Alten Wesen ihrer Natur nach Geistwesen, damit immateriell. Dämonen besitzen allerdings wie auch die Engel die Fähigkeit, zeitweise zu materialisieren und so für den Menschen sichtbar zu werden.
Als Dämonen gelten Alte Wesen, die ursprünglich den Engeln zugerechnet wurden, sich jedoch nach der "Freiheitsprobe" oder in sonstiger Weise vom Schöpfer abgewandt haben (gefallene Engel).
Denn:
Als Gott Adam erschaffen hatte, gebot er allen Engeln, Adam als sein Ebenbild zu ehren. Michael gehorchte sofort. Satan (resp. Lucifer) jedoch lehnte das ab, da Adam jünger und geringer als er sei. Vielmehr solle Adam ihn verehren. Die Satan unterstehenden Engel folgten teils seinem Beispiel. Als Michael daraufhin den Zorn des Schöpfers anmahnte, drohte Satan, wenn der Schöpfer ihm zürne, stelle er seinen Thron über die Sterne des Himmels und sei dem Schöpfer gleich. Daraufhin wurden Satan und die ihm folgenden Engel aus dem Himmel verstoßen.
"Satan oder der Teufel und die weiteren Dämonen waren einst Engel, sind aber gefallen, weil sie sich aus freiem Willen weigerten, Gott und seinem Ratschluss zu dienen. Ihre Entscheidung gegen Gott ist endgültig. Sie suchen, den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen." [11 (414)]
Die Menschen sollen fallende Dämonen oft für Sternschnuppen halten.
Dämonischer Inhalt:
»daemones est deus inversus«
Zeitweise wurden Dämonen (lat.: Genius) auch als göttliche Wesen, als menschliche Seelen des goldenen Zeitalters [1] betrachtet und als Schutzgeister angesehen [3]. Dämonen konnten nach ursprünglicher Ansicht, gut oder böse sein. Bei ihnen handelt es sich um "übermenschliche Mächte, die unberechenbar und schädigend, manchmal aber auch fördernde Einwirkungen auf die Menschen haben" [9].
Von den Göttern unterschieden sie sich jedoch bereits nach damaliger Auffassung meist durch die Art ihrer Macht.
* Götter sind Gründer oder Ordner, sie gebieten.
* Dämonen sind Mitwisser und Verteiler. Sie dienen. [2]
Die Dämonen befinden sich im "Strafstande" (statu poenae") [12].
Es ist bemerkenswert, dass die dämonische Majestät, die mit der der herrschenden Macht konkurriert, nicht im Wesentlichen eine böse Majestät ist: Auch wenn Dämonen mehr oder weniger furchteinflößende Monster sind, kommen die Teufel meist aus der "Hölle", um die Wünsche der Menschen zu befriedigen, mehr als um das Böse auf der Erde zu verbreiten. Seltsam und sogar skandalös in den Augen der Hüter der christlichen Orthodoxie scheinen diese Dämonen recht wohlwollend, ja sogar wohltuend zu sein, so Boudet im "Who is Who der Dämonologie" [6]. Hier wird deutlich, was auch die Beschreibungen der Dämonen und ihrer "Ämter" in den verschiedenen Grimoires unterstreichen. Die Autoren vermenschlichen diese Alten Wesen, dahingehend, dass diese sich tatsächlich dazu "herauf beschwören" lassen würden, dem Magier etwas zu geben, nach dem dieser verlangt [8].
Die heute verbreitete Sichtweise der Dämonen als "böse" (im Gegensatz zu den "guten" Engeln) entstammt Einflüssen aus dem Orient.
Im orientalischen Dualismus wird von zwei sich gegenüberstehenden Mächten oder Wesen ausgegangen. Aus dieser Annahme heraus wurde jedem Menschen zwei Dämonen zugesellt, ein guter und ein böser. Hieraus wiederum abgeleitet kennen wir bis heute das verniedlichte "Bild" vom Engelchen und Teufelchen, die jeweils auf einer unserer Schultern sitzen und munter auf uns ein plappern um unser Tun in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen.
HORST [4] beschreibt den Dämonenglauben zur Zeit Christus wie folgt:
"[..] läßt sich etwas Schauderhafteres denken, als im Wirbel von Millionen schadenfroher unsichtbarer Wesen leben, die sich in alle Angelegenheiten des Daseins mischen, die Menschen körperlich besitzen, Krankheiten erregen, Frauen und Jungfrauen verführen, und ihrer Gewalt unterwerfen?"
Und genau damit wird das Problem mit den Dämonen treffend beschrieben.
Die fehlende Individualität von Dämonen liegt unter anderem in ihrer Namenlosigkeit begründet. Sie sind eigentlich "eine anonyme Horde widerwärtiger Kräfte" [9], die sich nicht bekämpfen lassen. Denn mit den Mitteln der Magie lässt sich nur etwas bekämpfen, dessen Namen man kennt und über dessen Wesen und Ämter man möglichst genau bescheid weiß [9]. Auch aus diesem Grunde bleiben die meisten der Dämonen im Verborgenen und tun von dort aus ihr schändliches Werk.
Fähigkeiten der Dämonen
Die Fähigkeiten der Dämonen wurden durch den "Fall" nicht geschwächt. Sie vermögen grundsätzlich das zu bewirken, was sie bereits vor dem Fall zu bewirken vermochten. Doch hat sich ihr Verstand verdunkelt. Sie verfügen nicht mehr über die Erleuchtung, die ihnen vor dem Fall zu eigen war [12].
Wie den Engeln selbst, so ist es auch den Dämonen nicht möglich, in die Herzen der Menschen zu schauen. Diese Möglichkeit steht nur dem Schöpfer offen. Im Gebet Salomos heißt es: "[...] denn du, du allein kennst das Herz der Menschenkinder [...]" (2 Chr. 6,30 ELB [3])
Als Geistwesen verfügen die Dämonen nicht über eine Gestalt. Sie sind daher wie auch die übrigen Alten Wesen nicht zu definieren. Allenfalls schemenhaft sollen sie gelegentlich für den erkennbar sein, der über die Fähigkeit verfügt, bestimmte Energien wahrzunehmen. Sofern sie von ihrer Fähigkeit zur zeitweisen Materialisierung Gebrauch machen, so erscheinen sie häufig in der Gestalt gefährlicher Tiere und stoßen zudem furchterregende und scheußliche Laute aus. Vermögen dann zusätzlich das zu Tun, was dem angenommenen Körper möglich ist.
Einige Dämonen bevorzugen eine gelegentliche Materialisierung in Gestalt von Katzenartigen. Insbesondere die Gestalt des Löwen (als Zeichen von Macht), aber auch des Leoparden oder der Katze selbst ist bei Dämonen beschrieben. [7][9][10] Auch furchterregende Mischwesen, die ihre Macht, ihre Kraft und Wildheit nochmals unterstreichen sollen [9], stehen bei der Materialisierung von Dämonen "hoch im Kurs".
Verlassen kann man sich auf eine bestimmte Form der Materialisierung hingegen nicht. Dämonen sind in der Lage jede Gestalt und Form anzunehmen. Sie wechseln diese häufig; gerade so wie es die jeweilige Situation aus ihrer Sicht erfordert [9]. Dabei soll es nicht unüblich sein, dem Magier oder Exorzisten gegenüber in einer gemäßigten Erscheinungsform aufzutreten.
Einzelheiten zu den Erscheinungsformen unterschiedlichster Dämonen finden sich im "Who is who" der Dämonen [6]. Ihre Zahl beträgt mehrere Millionen. Die genaue Ordnung (Hierarchie) der Dämonen ist weitgehend unbekannt.
Zur Auflistung der 12 Dämonen der Ars Goetia, in Katzengestalt.
Wohnsitz und Kultstätten
Kommunikation mit Dämonen
Von Dämonen besessen...
Dämonen verfolgen das Ziel, menschliche Schwächen auszunutzen und den Menschen zu schaden. Von Dämonen besessen werden, bedeutet Besitz der Dämonen zu sein, in ihren Bann zu geraten. Dies kann geschehen, wenn man ihnen die Aufmerksamkeit schenkt, die sie suchen und benötigen um ihr schändliches Werk tun zu können.
Doch es gibt auch die körperliche Form der Besessenheit. Denn Dämonen, die als Geister menschliche Begierden haben benötigen der Organe der Menschen zur Befriedigung dieser Bedürfnisse. So treten sie von außen in den Körper ein, bemächtigen sich dessen und treiben ihn zum Bösen.
Wer sich also mit ihnen einlässt, sie gar ruft und dabei die nötigen Vorsichtsmaßnahmen außer Acht lässt, der läuft Gefahr in den Bann der Dämonen zu geraten und besessen zu werden.
Arten verschiedener Dämonen
Nach Alphonso de Spina (1467) gibt es folgende verschiedene Arten der Dämonen und Geister:
1. Gruppe
Dämonen, die das Schicksal verändern.
2. Gruppe
Poltergeister, die Unfug anrichten.
3. Gruppe
Sexualdämonen, Incubi und Succubi.
4. Gruppe
Dämonenhorden, die Kriege herbeiführen.
5. Gruppe
Alp-Dämonen, die den Schlaf stören und Alpträume hervorrufen.
6. Gruppe
Dämonen, die den Hexen als Helfer zur Verfügung stehen.
7. Gruppe
Dämonen, die aus menschlichem Samen hervorgehen (s. Menschendämonen)
8. Gruppe
Getarnte (verkleidete) Dämonen, die etwas anderes zu sein vorgeben.
9. Gruppe
Dämonen, die zur Hexerei anstiften.
10. Gruppe
Dämonen, die den Heiligen angreifen.
De Spina berechnete seinerzeit auch die Zahl existierender Dämonen.
Welche Dämonen gibt es?
Abaddon
Abalam
Abraxas
Abugor
Adramelech
Aeshma Daeva
Agarat
Agares
Ah uoh puc
Ahasver
Aim
Algebol
Alloces
Alogiell
Amon
Amoymon
Anaroth
Andras
Apophis
Ariton
Artis
Aschmodai
Astaroth
Azazel
Azer
Baal | Beal
Barbas
Barbatos
Barthas
Bathin
Beleth
Belial
Belphegor | Baalak
Berith
Berteth
Bezlebuth
Bitur
Botis
Bucal
Buer
Bugan
Bulfas
Bune
Caap
Carmola
Carnival
Carreau
Cerbere
Chaomer
Coap
Cybuzar
Dam
Dimitu
Distolas
Diusion
Drap
Ducay
Dumah
Elason
Eligos
Elipher
Equi
Erdosch
Etsai
Fenix
Flavos
Forcas
Furfur
Gagolchon
Gazon
Gemer
Gesachar
Gorsay
Gressil
Gusion
Hauras | Flauras
Horog
Ipos
Ismael
Kilik
Klorecha
Lamastu
Leraie
Leviathan
Lilith
Lucubar
Luvart
Luzifer
Machin
Magot
Malpharas
Marax
Marbas
Merhu
Morech
Mustabbabbu
Naamah
Nabhi
Nepher
Nudaton
Oeillet
Olivier
Onoskel
Orias
Orient
Ornias
Orobas
Oze
Pafessa
Parcas
Parusurab
Pazuzu
Pharmarus
Phonos
Poymon
Purson
Ramaison
Rigalon
Rosier
Sabnock
Sallos
Salmatis
Samael
Samigin
Sammaroth
Samon
Satan(as)
Semyaza
Sitri
Soneillon
Sumuran
Tirama
Trasonim
Trisacha
Tudiras Hoho
Vaal
Valac
Valefor
Vapula
Vassago
Verrier
Verrine
Vine
Vipos
Voso
Yriatron
Zagrion
Zazipur
Zepar
Zugula
Anmerkungen
[Anm. 1] Hier zeigt sich übrigens eine deutlicher Unterschied im Umgang der Menschen mit Dämonen und "Göttern". Die Beschwörung eines Dämonen hat etwas Befehlendes. Zu den Göttern hingegen wird gebetet. Man "bittet" also ...
Quellen:
[1] Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 668-669
[2] Gerhard, Eduard: Über Dämonen und Genien, 1852
[3] Brockhaus: Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 314
[4] Horst, Georg Conrad: Zauber-Bibliothek oder von Zauberei, Theurgie und Mantik, Zauberern, Hexen, und Hexenprocessen, Dämonen, Gespenstern und Geistererscheinungen. Mainz, 1826
[5] Meyer, Wilhelm: Das Leben Adams und Evas, Vita Adae et Evae, Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Philologische Klasse 14,3, München 1878
[6] Boudet, Jean-Patrice: Les who's who démonologiques de la Renaissance et leurs ancêtres médiévaux, Médiévales [Online], abgerufen am 29 octobre 2020. (https://journals.openedition.org/medievales/1019) Demonological who's who of the 16th century and their medieval ancestors, S. 117-140, RNr. 24, 2003
[7] Theurgia Goetia, Lemegeton, Buch II
[8] Frater Daragion: Dämonologie, Aufsatz zur Erlangung des Grades Mercurii der Fraternitas Saturni, 1998
[9] Fricke, Kirsten: Dämonen und Dämonenabwehr in Babylonien und Assyrien, WWU Münster, 2001, (https://www.grin.com/document/103334) abgerufen am 15.11.2020
[10] Ars Goetia
[11] Vatikan: Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), RdNr. 395, 414, 1997 (http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1H.HTM abgerufen am 08.12.2020)
[12] Sterzinger, Don Ferdinand: Geister- und Zauberkatechismus, München, Johann Nepomuck Fritz, 1783
[13] Frey-Anthes, Henrike: Unheilsmächte und Schutzgenien, Antiwesen und Grenzgänger, Vorstellungen von Dämonen im alten Israel, Academic Press Fribourg, 2007
[14] Plutarch: Def orac 38 (nach Busch, 2012)