Brugsch, Teil 2

Die ältesten Dokumente ... - Teil 2 -

Das Wort chatul erscheint in der jüdisch-aramäischen Übersetzung des Propheten und im Talmud als chat l wieder und zwar zur Benennung der Hauskatze.
In der Bibel findet sich die Katze an keiner Stelle erwähnt. Ich kann die Frage nicht entscheiden, ob von Ägypten aus die Hauskatze sehr spät, etwa im vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus, bei den europäischen und asiatischen Völkern eingewandert sei, wie der Verfasser des Artikels "Katze" im Handwörterbuch des biblischen Altertums von Riehm behauptet. Ich habe zugleich diesem Artikel, der auf Lenz' und Hehn s bekannten Untersuchungen begründet ist, die Bemerkung entlehnt, dass das griechische Wort für die Hauskatze, ailuros, d.h. "schwänzelnd", bisweilen auch den Hausmarder bezeichnete; um für diese von Prof. Dr. Ascherson bezweifelte Auffassung meinen Gewährsmann gegenüberzustellen.

Weder die Ursemiten noch die Urindogermanen haben die Hauskatze gekannt. Ihre arabischen Bezeichnungen kitt und schunârâ, sinnaur stammen vom römischen catus und vom griechischen sainuros, d.i. "Schwanzwedler" ab, gehören also in das Gebiet später Kulturentlehnungen. Dagegen kann das ursemitische dimmu, dummu nur die Wildkatze bedeutet haben. Einsam, aber um so bemerkenswerter, steht das in der Nuba-Sprache, auf dem Gebiete des alten Äthiopien, gebräuchliche Wort für die Katze kadis da.

Aus der kurzen Bemerkung zu diesem Worte in Lepsius Nubischer Grammatik:

"davon das arabische qitt, türkisch kadi, catus, gatto, chat, Katze; die Katze hat sich aus Äthiopien her verbreitet",

erhellt nur, dass dieser ausgezeichnete Forscher seinen eigenen Standpunkt im Bezug auf den Ursprung der Katzennamen eingenommen hat.

Wie ich nachgewiesen habe, scheinen die äthiopischen Eigennamen der bekannten Könige Schaba-kô, "der Kater, der Herr", von den Griechen durch Sabako oder Sabaken umschrieben und dessen Sohnes Schaba-to-kô, "des Katers Sohn, der Herr", nur diese Bedeutung gehabt zu haben.
Der ihrer Epoche angehörige ägyptische Königsname Pmi oder Pmiu, "der Kater", liefert ein sicheres Analogon für die eigentümliche Wahl eines königlichen Eigennamens, wofür es außerdem nicht an zutreffenden Beweisen fehlt.
Sie stützen sich sämtlich auf die Tatsache, dass die alten Äthiopen ihren Fürsten gern Tiernamen verliehen. Auch in unseren jüngeren Zeiten fehlt es nicht an Zeugnissen dafür. Der Löwe, der Leopard, das Krokodil usw. sind noch heute beliebte Namen für hervorragende Persönlichkeiten in Nubien und im Sudan.

Mädchen mit Katze

Mädchen mit Katze, Statue, 1380 BC

© 2016, Marcus Skupin

Katze und Ichneumon galten bei den alten Ägyptern als dem Mondlicht geheiligte Tiere, und es kann dashalb nicht in Erstaunen setzen, wenn in den (freilich aus einer späteren Epoche herrührenden) Gräbertrümmern von Tell-Bast die Knochen dieser Tiere zutage gefördert worden sind. Die Mondgöttin Bast, die ägyptische Artemis, hatte ihren Anteil daran, und es erklärt sich, dass in demselben Brunnen das geheiligte Tier der Göttin, die Katze, in sitzender Stellung und häufig mit Ohrringen versehen, in Bronzeguß vorgefunden worden ist.

Tragen die Tierbilder Aufschriften auf dem Piedestal, so sind die einleitenden Worte derselben stets: "Es möge die Göttin Bast dem N., dem Sohne des N., das Leben erhalten", mit Rücksicht auf die namentlich aufgeführten Spender derartiger Weihgeschenke.
Im Übrigen bleibt nicht unerwähnt, dass auch die heutigen Ägypter die Katze nicht weniger als das Ichneumon, letzteres besonders bei den Fellachen, als Lieblingstiere im Hause behandeln. Niemand wird dieselben verfolgen oder mißhandeln, und es ist eine bekannte Tatsache, dass in Kairo eine fromme Stiftung besteht, an deren Spitze sich der sogenannte Katzenschech befindet, und aus deren Mitteln die Kosten für ein Asyl und den Unterhalt herrenloser Katzen bestritten werden.
Die Haremsdamen lieben es außerdem, ihre Lieblingskatzen mit goldenen oder silbernen Ohrringen zu schmücken, ganz nach dem Beispiel ihrer heidnischen Vorfahren.

Aus meinen Unterhaltungen mit den Ägyptern während meines langjährigen Wohnsitzes im Niltale, habe ich mich oft davon überzeugt, dass man der Meinung ist, diese oder jene Hauskatze, besonders solche von auffallender Größe und schöner blendender Hautfarbe, beherberge einen guten Dämon in ihrem Leibe. Man hätschelt sie deshalb auf das zärtlichste, setzt ihr Milch und gute Speisen vor und hält mit dem Hauskater wunderliche Zwiegespräche, nur um ihn zu veranlassen, versteckte Schätze seinem liebenswürdigen Besitzer anzuzeigen.
Ich selbst hatte Mühe und Not, meine große und prächtige Hauskatze vor diebischen Nachstellungen zu schützen. Meine Nachbarn in der Stadt Bulaq, in welcher ich etwa sechs Jahre lang meinen Sitz aufgeschlagen hatte, glaubten fest und steif an die Zaubernatur meiner Katze. Ich schätzte sie hoch, weil sie die Mäuse und Ratten aus meinem Hause verjagte, und nebenbei bemerkt, sich als ausgezeichnete Schlangentöterin in meinem Garten erwies.
Den übrigens unschädlichen Reptilien von anderthalb bis zwei Fuß Länge riß sie den Bauch auf und pflegte nach jedem neuen Siege ein klägliches Miauen auszustoßen.

Der Kampf der Sonnenkatze gegen die Aphophis-Schlange, den Dämon der Finsternis, wie ihn die altägyptischen Bilder und Inschriften mythologischen Inhalts so häufig erkennen lassen, kam mir jedesmal in das Gedächtnis, so oft ich Zeuge eines Kampfes meiner Katze mit einer Schlange war.

"Die Katze wurde erschaffen, um die Annahme zu widerlegen, dass alles dazu da sei, dem Menschen untertan zu sein."

Der Gepard

Gepard

Gepard

© Marcus Skupin

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.
Marcus Skupin

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