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Katzengedächtnis

Das Katzen ein Gedächtnis, ein Erinnerungsvermögen, haben ist sicherlich unbestritten. Doch wie lange halten einzelne Erinnerungen? Wie lange werden die Erinnerungen von Katzen gespeichert?

Das Katzengedächtnis besteht wie das des Menschen aus Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis. Während im Kurzzeitgedächtnis die Erinnerungen nur wenige Sekunden bis einige Minuten gespeichert werden, bleiben Erinnerungen und Erfahrungen im Langzeitgedächtnis ggf. ein ganzes Katzenleben lang erhalten.

Kurze Merkfähigkeit für verschwindende Objekte

Eine wissenschaftliche Studie [1] hat versucht zu klären, wie lange Daten im Arbeitsgedächtnis [Anm. 1] der Katze (Felis catus) abrufbar gespeichert bleiben, wenn das entsprechende Objekt verschwindet. Dabei wurden 24 Katzen in vier Gruppen eingeteilt und erhielten die Aufgabe, ein bestimmtes, sich bewegendes Objekt zu finden, da hinter einer von jeweils vier Kisten versteckt war. Getestet wurde mit Retentionsintervallen [Anm. 2] von 0, 10, 30 und 60 Sekunden.

Die Fähigkeit der Katzen, das vorher bewegte Objekt zu finden, nahm im Test bei allen Gruppen - bereits zwischen 0 und 30 Sekunden - gleichmäßig ab, je größer das Intervall zwischen der Wahrnehmung der Bewegung und der Suche war. In nur wenigen Fällen (die Wahrscheinlichkeit war jedoch höher als rein zufällig) wurde das bewegliche Objekt auch nach 60 Sekunden noch gefunden.

Die Wissenschaftler halten daher als Ergebnis fest, dass die Merkfähigkeit der Katze für verschwindende Objekte auf einen kurzen Zeitraum begrenzt ist und auch vorher vorhandene visuelle Hinweise (Bewegung, Vibration), der Katze nicht helfen, sich die Position eines Versteckes länger zu merken.

Fazit: Die Katze vergisst ein sich vorher bewegendes, jetzt aber "ruhiges" Objekt bereits nach rund 30 Sekunden.

Steigerung bei gleichzeitiger körperlicher Bewegung

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine weitere Studie [2]. Auch die Wissenschaftler McVea und Pearson kommen zu dem Ergebnis, dass visuelle Reize wenig zum Gedächtnis der Katze beitragen. Sie bestätigen, dass entsprechende Erinnerungen bereits nach etwa 30 Sekunden drastisch abnehmen.

Gleichzeitig konnten die Forscher jedoch nachweisen, dass sich die Gedächtnisleistung der Katzen in den Fällen um bis zu 10 Minuten erhöht, in denen die Katze neben der Aufnahme des visuellen Reizes auch eine körperliche Bewegung vollzieht.

Ausgangsüberlegung des Versuchs war die Frage: Wenn eine Katze mit den Vorderpfoten über ein Hindernis steigt, wieso wissen die Hinterpfoten ebenfalls, dass sie das tun sollen? Und wie lange hält dieses Wissen (die Erinnerung) an?

Der Versuch wurde in drei Schritten durchgeführt.

Versuchsschritt 1:
Die Katze wurde nach dem Überschreiten eines 7 cm hohen Hindernisses mit den Vorderbeinen durch Futter abgelenkt. Geklärt werden sollte, ob die Katze nach Beendigung der Ablenkung (Fressen) auch mit den Hinterbeinen über das Hindernis steigen würde. Oder ob sie dieses Hindernis bereits vergessen hätte.
Um zu vermeiden, dass die Katze das Hindernis durch Berührung wahrnehmen konnte (taktiler Reiz) wurde dieses während der Ablenkungsphase im Boden versenkt.
Ergebnis: Wurde die Ablenkung binnen eines Zeitraumes von 10 Minuten beendet, so stieg die Katze auch mit den Hinterpfoten über das "jetzt imaginäre" Hindernis. Die Erinnerung an das Hindernis blieb über diesen Zeitraum gespeichert.

Versuchsschritt 2:
In diesem Fall wurde die Katze bereits abgelenkt, nachdem sie das Hindernis gesehen hatte, jedoch bevor sie es mit den Vorderbeinen überschritten hatte.
Ergebnis: Die Katzen hatten das Hindernis nach dem Fressen bereits vergessen. Die visuelle Wahrnehmung des Hindernisses war im Gedächtnis der Katze offensichtlich nicht gespeichert.

Versuchsschritt 3:
Nun wurde als Hindernis ein durchsichtiger Plastikstab verwendet.
Ergebnis: Stiegen die Katzen wiederum mit den Vorderbeinen über das Hindernis, so fand diese Bewegung mit großer Wahrscheinlichkeit anschließend auch mit den Hinterbeinen statt.

McVea und Pearson sind daher davon überzeugt, dass Katzen sich unbewusst die Lage von Objekten relativ zu ihrem Körper merken und dies insbesondere aufgrund ihrer Körperbewegungen.

Lebenswichtige oder extreme Erfahrungen

Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, das Katzen zahlreiche unterschiedliche Arten der Erinnerung in ihrem Langzeitgedächtnis speichern können.

Wichtige Erinnerungen, die sich unmittelbar auf das Überleben auswirken, also beispielsweise zu Feinden oder Nahrung werden am schnellsten im Langzeitgedächtnis gespeichert und haben lebenslange Auswirkungen auf das Verhalten der Katze. Gleiches soll auch für besonders emotionale oder extreme Erfahrungen gelten.

Besondere Abneigungen oder Ängste von Katzen, beispielsweise gegenüber Männern, großen Männern, Hüten, Maschinen oder Autos, bestimmten Geräuschen etc., zeigen, dass die Tiere negative Erinnerungen mit Ereignissen in Verbindung bringen können, die ggf. bereits vor langer Zeit geschehen sind.

Die Lernfähigkeit der Katze durch Aufnahme von Erinnerungen in ihr Langzeitgedächtnis scheint im Alter nicht grundsätzlich abzunehmen. Allerdings werden die Grundlagen insbesondere in der ersten Lebensphase (die Prägephase dauert etwa bis zur 10. Lebenswoche eine Katze) gelegt.

Anmerkungen

Anm. 1: Das Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) ist ein Speicher, der eine limitierte Informationsmenge in einem unmittelbar verfügbaren Zustand bereithält. Dort gespeicherte Informationen können durch Wiederholung / Lernen in das Langzeitgedächtnis mit unbegrenzter Kapazität und Haltedauer übertragen werden.
Anm. 2: Retention ist die Fähigkeit des Bewusstseins, neben den aktuellen Wahrnehmungen auch Wahrnehmungen des unmittelbar vorangegangenen Augenblicks festzuhalten.

Quellen

[1] Fiset S, Doré FY: Dauer des Arbeitsgedächtnisses von Katzen (Felis catus) für verschwindende Objekte. Anim Cogn. 2006 Jan;9(1):62-70. doi: 10.1007/s10071-005-0005-4. Epub 2005 Nov 16. PMID: 16133631.
[2] David A. McVea, Keir G. Pearson: Stepping of the forelegs over obstacles establishes long-lasting memories in walking cats" ist in "Current Biology" (21. August 2007, Bd. 17, R621-623)

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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