Versuchsbeispiele

Felicette - Die Katze im Weltraum

Die schwarz-weisse Katze, Félicette, war eine Straßenkatze aus Paris, die im Rahmen des französischen Raumfahrtprogramms als erste Katze lebend aus dem Weltall zurückkehrte.

Am 18. Oktober 1963 wurde Félicette, die mit dreizehn anderen Katzen für das Programm "trainiert" worden war ins All geschossen. Félicette wurde in einer Höhenforschungsrakete (Véronique AGI - Flug V47), die gerade einmal sieben Meter und 10 cm lang war (Durchmesser 0,55 Meter) und mit einem Gemisch aus Salpetersäure und Terpentin angetrieben worden sein soll, rund 157 Kilometer hoch in den Weltraum katapultiert [Anm. 1]. Nach fünfminütiger Schwerelosigkeit fiel die Rakete zurück zur Erde und erreichte diese nach weiteren 9 Minuten. Der gesamte "Weltraumausflug" dauerte genau 10 Minuten und 36 Sekunden.

Félicette erreichte den Erdboden lebend und wurde anschließend mehrere Monate von Wissenschaftlern untersucht, bevor sie eingeschläfert wurde, weil ihr Gehirn auf Veränderungen durch den Raumflug untersucht werden sollte.

Nach Félicette wurde noch eine weitere Katze in den Weltraum geschossen, kam jedoch bereits beim Absturz der Rakete ums Leben.

Hirnforschung

Versuchsbeschreibung: Die Katzen werden anästhesiert, neuromuskulär gelähmt und künstlich beatmet. Die Augen werden vermessen und mit geeigneten Kontaktlinsen korrigiert. Die Schädeldecke wird über der Sehrinde geöffnet, die harte Hirnhaut entfernt und eine Stahlkammer auf den Schädel zementiert. Die Kammer wird mit Wachs abgedichtet und mit Silkonöl gefüllt. Visuelle Reize mit unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Frequenzen werden geboten und die zugehörenden Hirnaktivitäten durch sich im Gehirn befindliche Messelektroden untersucht. Am Ende der Experimente werden verschiedene Farbstoffe ins Gehirn injiziert, die Katzen per Salzinfusion getötet und das Gehirn untersucht.

Titel: Spatio-temporal frequency domains and their relation to cytochrome oxidase staining in cat visual cortex (Räumliche und zeitliche Frequenzbereiche und ihr Bezug zur Anfärbbarkeit mit Cytochromoxidase in der Sehrinde der Katze)
Bereich: Sehforschung, Neurophysiologie, Hirnforschung
Hintergrund: Untersuchung von Hirnbereichen der Katze, die durch unterschiedliche visuelle Reize aktiviert werden
Tiere: 19 Katzen (16 Kätzchen (6-10 Wochen) und 3 erwachsene Katzen)
Jahr: 1997
Autoren: Doron Shoham (1) , Mark Hübener (2)* , Silke Schulze (2) , Amiram Grinvald (1) , Tobias Bonhoeffer (2)
Institute: (1) Weizmann Institut of Science, Rehovot, Israel, und (2)* Max-Planck Institut für Psychiatrie, 82152 München-Martinsried
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: Nature 1997: 385, 529-533

Hörfähigkeit

Versuchsbeschreibung: Mit von Geburt an tauben und zwei normal hörenden Katzen werden zuerst verschiedene Hörtests gemacht. Dazu werden kleine Kopfhörer und Silberdrähte am Kopf bzw. im Ohr der Tiere befestigt. Für die akuten Experimente werden die Katzen anästhesiert und durch einen Schnitt in der Luftröhre künstlich beatmet. Bei den normal hörenden Katzen wird durch eine Injektion von Neomycin ins Innenohr Taubheit hervorgerufen. Die Schädeldecke wird aufgefräst, die Hirnhäute werden entfernt und Elektroden in die Hirnrinde gestochen. Im Innenohr und im Gehirn werden weitere Elektroden angebracht und die elektrophysiologischen Reaktionen nach Reizung des Hörnervs gemessen. Weiteres Schicksal der Tiere nicht beschrieben.

Titel: Response of the primary auditory cortex to electrical stimulation of the auditory nerve in the congenitally deaf white cat (Reaktion der primären Hirnrinde im Hörzentrum auf elektrische Stimulation des Hörnervs bei der weißen Katze mit angeborener Taubheit)
Bereich: Neurophysiologie
Hintergrund: Untersuchung des Aufbaus der Hörrinde bei der von Geburt an tauben weißen Katze
Tiere: 9 Katzen (7 blauäugige weiße Katzen mit angeborener Taubheit und 2 normale Katzen)
Jahr: 1997
Autoren: R.Hartmann (1)* , R.K.Shepherd (2) , S.Heid (1) , R.Klinke (1)
Institute: (1)* Physiologisches Institut der J.W.Goethe-Universität, 60590 Frankfurt, und (2) Department of Otolaryngology, University of Melbourne, Australia
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: Hearing Research 1997: 112, 115-133

Bewegungsfähigkeit

Versuchsbeschreibung: Die Katzen werden vor der Operation darauf trainiert, in einer motorgetriebenen Tretmühle bei verschiedenen Geschwindigkeiten zu laufen. Die Gliedbewegungen werden per Video und Röntgenuntersuchung aufgezeichnet. Die Bewegung der Gelenke der Gliedmaßen und der Schrittverlauf werden vor der partiellen Durchtrennung des Rückenmarks und in den Wochen danach dokumentiert.

Für die Operation werden die Katzen anästhesiert. Das Rückenmark wird freigelegt, indem die Wirbelbögen im Bereich der Brust- oder Lendenwirbel entfernt werden. Mit einem Skalpell wird das Rückenmark nun halbseitig durchtrennt. Um Versteifungen zu vermeiden, werden die verschiedenen Gelenke des Hinterlaufs postoperativ bewegt. Die Untersuchungen in der Tretmühle werden nach acht Tagen wieder aufgenommen. Zusätzlich werden bei einer Katze zehn Monate nach der halbseitigen Rückenmarksdurchtrennung verschiedene Elektroden in bestimmte Muskeln des Hinterlaufs eingepflanzt, die Verbindungsdrähte unter der Haut bis zum Rücken des Tieres geführt und mit einem Stecker verbunden. Dann werden elektrophysiologische Ströme gemessen. Nach 3 bis 10 Monaten werden die Katzen durch Pentobarbital und anschließender Perfusion getötet.

Titel: Recovery of locomotion after spinal cord hemisection: an X-ray study of the cat hindlimb (Erholung der Bewegungsfähigkeit nach halbseitiger Durchtrennung des Rückenmarks: eine röntgenologische Untersuchung am Hinterlauf der Katze)
Bereich: Neurophysiologie, Neurologie
Hintergrund: Untersuchung zur Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit nach halbseitiger Rückenmarksdurchtrennung
Tiere: 6 Katzen
Jahr: 1996
Autoren: J.P.Kuhtz-Buschbeck (1)* , A.Boczek-Funcke (1) , A.Mautes (2) , W.Nacimiento (3) , C.Weinhardt (1)
Institute: (1)* Abteilung für Physiologie, Christian-Albrechts-Universität, 24098 Kiel, (2) Neurochirurgisches Forschungslabor, Universität Homburg, Saarland, und (3) Abteilung für Neurologie, Universität Aachen
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: Experimental Neurology 1996: 137, 212-224
Dokumenten-Id: 91

Erregbarkeit von Nervenfasern

Versuchsbeschreibung: Die Katzen werden durch Einspritzen eines Narkosemittels in den Muskel betäubt. Anschließend wird den Tieren eine Kanüle (Schlauch) in die Luftröhre gelegt und sie werden künstlich beatmet. Nun wird einer der das rechte Kniegelenk versorgenden Nerven freigelegt. Die dem Gehirn Informationen zuleitenden Nervenfasern werden identifiziert und ihre Aktivität unter Bewegung des Knies bestimmt. Bei 28 Tieren wird anschließend durch Einspritzen einer chemischen Substanz in das Kniegelenk eine akute Entzündung des Kniegelenks hervorgerufen. Erneut wir für einige Zeit die Aktivität der Nervenfasern unter Bewegung des Knies bestimmt. Sodann wird eine Hohlnadel in die das Kniegelenk mit Blut versorgende Schlagader gelegt und Substanzen verabreicht. Auch hier wird die Aktivität der Nervenfasern gemessen. Die Katzen erwachen offensichtlich nicht mehr aus der Narkose.

Titel: Histamine excites groups III and IV afferents from the cat knee joint depending on their resting activity (Histamin erregt Gruppe III und IV Afferente vom Kniegelenk der Katze in Abhängigkeit von ihrer Aktivität)
Bereich: Neurologie, Physiologie
Hintergrund: Untersuchung der Erregbarkeit von Nervenfasern am Kniegelenk von Katzen
Tiere: 49 Katzen
Jahr: 2001
Autoren: Michael K.Herbert (1), Henning Just (2), Robert F.Schmidt (2)*
Institute: (1) Klinik für Anästhesiologie, Universität Würzburg, und (2)* Physiologisches Institut, Universität Würzburg, 97070 Würzburg
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: Neuroscience Letters 2001: 305, 95-98
Dokumenten-Id: 1329

Sauerstoffmangel

Versuchsbeschreibung: Messungen im Gehirn während Sauerstoffmangels. Finale Narkose.

Titel: Neurotransmitters and neuromodulators controlling the hypoxic respiratory response in anaesthetized cats
Bereich: Neurophysiologie
Tiere: 34 Katzen
Jahr: 1999
Autoren: D.W. Richter (1)* , P. Schmidt-Garcon (1) , O. Pierrefiche (1) , A.M. Bischoff (1) , P.M. Lalley (1)
Institute: (1)*II. Institut für Physiologie, Uni Göttingen
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: Journal of Physiology 1999: 514 (2), 567-578
Dokumenten-Id: 1881

Anmerkungen

[Anm. 1] Offiziell beginnt der Weltraum in einer "Höhe" von 100 Kilometern.

Der Gepard

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© Marcus Skupin

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