Katzenverbreitung 1856
Über die Verbreitung verschiedener Katzenarten schreibt J.F. Brand im Jahre 1856 in dem Werk: "Untersuchungen über die Verbreitung des Tigers":
"Im Allgemeinen sehen wir, dass die Katzen nicht bloß eine grosse Beweglichkeit aller Theile, ein hitziges, wenn auch nur zu Zeiten hervortretendes, Naturell, das von einer, wenn auch nur periodisch beschleunigten, durch äussere Einflüsse, mittelst Innervation, leicht anzuregenden Blutbewegung abhängen möchte, sondern auch eine grosse Tenacität des Lebens besitzen, so dass sie selbst bedeutende Verletzungen viel leichter als die meisten Säugethiere ertragen. So organisierte Thiere werden daher auch geeignet sein, selbst unter sehr beträchtlichen Temperatur-Wechseln ihr Leben zu fristen.
Wir finden auch in der That, dass aus der Zahl der Landthiere gerade mehrere Katzenarten wie der Luchs, der Löwe, der Puma und der Jaguar, ja selbst unsere aus Afrika stammende Hauskatze, einen ausserordentlichen Wechsel der Temperatur an den verschiedensten Orten ihres Vorkommens mit Leichtigkeit ertragen."
Der Luchs erscheint bekanntlich in Europa und Asien von den äussersten nördlichen Grenzen der Wälder, wo nicht selten das Quecksilber erstarrt, bis zum Himalaya und Mesopotamien, so wie von den Pyrenäen bis zum äussersten Ostrande Sibiriens, wo sogar zuweilen das Quecksilber wochenlang in festem Zustande verharrt (L. Schrenk, Luchsarten des Nordens p. 57).
Der Löwe fand sich noch zur Zeit des Herodot, ja selbst des Aristoteles, in Thracien und Akarnanien, namentlich vom, westlich von Abdera gelegenen, Flusse Nestos in Thracien bis zum Flusse Acheloos in Akarnanien. Er war also früher, ehe ihn in Egypten und dem Pelopones eine längst untergangene Cultur ausrottete, so dass vielleicht sogar der mythische Herkules den letzten Peloponesischen (Nemüischen) erlegte, und dieser That einen Theil seines Ruhmes verdankte, nachweislich vom Cap bis Thracien und Thessalien verbreitet.
Der Puma geht von Patagonien, namentlich etwa vom 53 54 Südl. Br. bis Californien und zu den Canadischen Seen, also bis zum 49 50 N. Br., so dass er also in Nordamerika in Gegenden sich findet, wo er gegen 15 Kälte und 30 Wärme aushält, während in seinen tropischen Wohngebieten, wie in Brasilien, das Thermometer nur selten unter 1 Cent. sinkt, wohl aber bis 34-46 steigt, dagegen aber auf den in der Nähe seines südlichsten Wohnortes liegenden FalklandsInseln im Minimum 26,7 C., im Maximum 5.6 C. zeigt.
Der vom Südwesten der Vereinigten Staaten bis zum Uragay und Parana verbreitete Jaguar hat an seinem nördlichsten Wohnplatze (Südkalifornien) zuweilen 5 Frost, in Guyana aber als geringste Wärme +20 auszuhalten.