BSE - Risiko in der Katzenernährung?

Den folgenden Artikel zum BSE-Risiko bei Katzenfutter habe ich im Jahre 1996 für die Zeitschrift "Die Birmakatze" geschrieben. Er enthält eine Umfrage bei verschiedenen Futtermittelherstellern.

Das Thema "BSE"

(Bovine Spongiform Encephalopathy) = sogenannter "Rinderwahnsinn" macht in letzter Zeit Dauerschlagzeilen.

Seit dem ersten Bekanntwerden der Seuche im Jahre 1986 bis heute (Anm.: das war 1996!) werden - je nach Quelle - zwischen 150.000 - 170.000 Fälle allein in Großbritannien gemeldet.

Bei BSE handelt es sich um einen hochinfektiösen und stabilen Erreger (wahrscheinlich eine bestimmte Art von Eiweißmolekülen - sogenannte Prionen), der selbst hohe Temparaturen - wie z.B. bei der Sterilisation von Lebensmitteln - sowie Einfrieren und Trocknen schadlos übersteht.

Im Mai 1995 wurde BSE bereits aus 10 Gebieten außerhalb Großbritanniens gemeldet.
In einer Gruppe dieser Gebiete (Frankreich, Portugal, Irland und Schweiz) tauchte die Seuche in einheimischen Beständen auf, während in einer zweiten Gruppe (Dänemark, Deutschland, Falkland Inseln, Italien und Oman) nur bei solchen Rindern BSE-Fälle auftraten, die aus Großbritannien importiert wurden.

Zwar nimmt die Zahl der in Großbritannien gemeldeten Erkrankungen seit 1993 langsam ab, trotzdem werden noch immer ca. 20000 neue Fälle je Jahr festgestellt.

Jahr

BSE-Fälle (gemeldete Erkrankungen/Tötungen in Großbritannien)

1986

17

1987

420

1988

2185

1989

7136

1990

14180

1991

25025

1992

35045

1993

36755

1994

25000

1995

20000

Summe:

165763

Übertragbarkeit

Eine Übertragbarkeit der Krankheit auf Säugetiere und sogar den Menschen kann nicht mehr ausgeschlossen werden.

Bei Schafen ist eine ähnliche Krankheit unter dem Namen "Scrapie" bereits seit längerem bekannt.

Beim Menschen traten bereits 1950 in Papua-Neuguinea ähnliche Symptome auf, die unter dem Namen "Kuru" bekannt geworden sind (Grund der Erkrankung waren rituelle Handlungen mit Toten).
Darüber hinaus ist eine weitere Krankheit mit ähnlichen Symptomen unter dem Namen "Creutzfeldt-Jakob-Syndrom" bekannt.

Da das Risiko der Übertragung zwischenzeitlich nicht mehr mit Sicherheit auszuschließen ist, besteht auch für unsere Haustiere eine nicht zu unterschätzende Gefahr.

Seit 1990 ist bekannt, dass auch andere Säugetiere ähnliche Erkrankungen bekommen können. Aufgetreten sind derartige Erkrankungen bei verschiedenen Wiederkäuern, Nerz, Maus sowie bei Großkatzen. Darüber hinaus sind mindestens 70 Fälle von Erkrankungen bei Hauskatzen bekannt geworden.

Da Katzen überwiegend mit Fleisch und tierischen Nebenprodukten ernährt werden, wurden sieben (7) Futtermittelhersteller bzw. -Vertreiber schriftlich um Stellungnahme zu folgenden Fragen gebeten:

* Unter welchen Markennamen vertreiben Sie Ihre Produkte ?
* In welchem Umfang verwenden Sie für Ihre Produkte Rindfleisch bzw. Nebenprodukte von Rindern ?
* Enthalten auch Futtersorten, die nicht mit "Rind" gekennzeichnet sind, Nebenbestandteile aus Rindfleisch ?
* In welchen Ländern beziehen Sie Rindfleisch ?
* Wird oder wurde Rindfleisch aus Großbritannien bezogen ?
* Wann wurde ggf. der Bezug von Rindfleisch aus Großbritannien eingestellt ?
* Enthält oder enthielt die von Ihnen produzierte Tiernahrung Mehl aus Tierkadavern ?
* Weisen Ihre Zulieferer die Herkunft des Rindfleisches zweifelsfrei nach ?
* Wenn ja, wodurch ?
* Erfolgt in Ihrem Hause eine Überprüfung des bezogenen Rindfleisches ?
* Wie sieht diese Überprüfung ggf. aus?

Von den sieben befragten Unternehmen haben leider nur die 3 folgenden Firmen Stellungnahmen abgegeben.

1. Unter welchen Markennamen vertreiben Sie Ihre Produkte ?

Effem GmbH:
Effem vertreibt Markenartikel wie Sheba, Whiskas, Kitekat, Brekkies,
(für Katzen - Anm. d. Verfassers)
Cesar, Pedigree Pal, Chappi, Loyal, Frolic, Hap und Trim (für Hunde - Anm. d. Verfassers).

Allcomerz Lefers GmbH & Co. KG:
Die Produkte werden unter dem Markennamen ALLCO vertrieben.

Spillers Latz:
Unsere Katzenprodukte vertreiben wir unter dem Markennamen "Felix".

2./3. In welchem Umfang verwenden Sie für Ihre Produkte Rindfleisch bzw. Nebenprodukte von Rindern ?
Enthalten auch Futtersorten, die nicht mit "Rind" gekennzeichnet sind, Nebenbestandteile aus Rindfleisch ?

Effem GmbH:
Auch Futtersorten, die nicht mit "Rind" gekennzeichnet sind, enthalten Rindfleisch. Die auf dem Etikett angegebene Fleischart bezieht sich ausschließlich auf die geschmacksbestimmende Fleischkomponente (z.B. Geflügel). Es wird damit von uns garantiert, daß von diesem Rohmaterial mindestens 4 % enthalten sind.
Der Anteil an fleischlichen Rohmaterialien ist aber wesentlich höher, da darüberhinaus Fleisch und Fleischnebenerzeugnisse von anderen Schlachttieren, wie z.B. Schwein, Wild, Rind eingesetzt werden.
Insgesamt liegt der Fleischanteil zwischen 40 % und 70 %, je nach Rezeptur.

Auch von Rindern aus BSE-freien Ländern verwenden wir grundsätzlich keine der folgenden Materialien: Gehirn, Rücken- und Knochenmark, Därme, Thymusdrüse, Mandeln und Milz.

Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
- keine Angabe - (Anm. des Verfassers)

Spillers Latz:
Rind- bzw. Rindnebenprodukte sind neben Rohstoffen von Geflügel und Schwein ein sehr wichtiger Bestandteil all unserer Naß- und Trockenrezepturen.
Auch Produkte mit der Bezeichnung "mit Geflügel" können Rind als Rezepturbestandteil enthalten.

4. In welchen Ländern beziehen Sie Rindfleisch ?

Als hoch-infektiös gelten folgende Rinder-materialien: Gehirn, Mandeln, Rücken-mark, Auge, Thymusdrüse, Milz, Därme
Als weitestgehend gefahrlos: Milch, Blut und Muskelfleisch.

Effem GmbH:
Wir beziehen Rindfleisch aus Deutschland, Argentinien, Neuseeland und einigen europäischen Ländern, wo es keine BSE-Gefahr gibt (z.B. Skandinavien).
Grundsätzlich bezieht und bezog Effem aus der Schweiz keinerlei fleischliche Rohmaterialien.

Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
-keine Angabe - (Anm. des Verfassers)

Spillers Latz:
-keine Angabe - (Anm. des Verfassers)

5. Wird oder wurde Rindfleisch aus Großbritannien bezogen ?

Effem GmbH:
Unabhängig vom Ausmaß möglicher Risiken, haben wir bei Effem bereits 1990 reagiert.

Effem verwendet für die Herstellung von Heimtierfertignahrung keinerlei Rindermaterialien aus Großbritannien.

Für die Snack-Produkte, die eine Schwestergesellschaft von Effem in Großbritannien für den deutschen Markt produziert, wird extra Rindermaterial aus BSE-freien Ländern importiert.

Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
Bei der Herstellung unserer Produkte wird kein Fleisch oder tierische Nebenerzeugnisse mit Ursprung Großbritannien und der Schweiz verwendet.

Spillers Latz:
Bereits seit Ende der 80er Jahre setzen wir kein britisches Rindfleisch und daraus hergestellte Fleischmehle ein.

6. Wann wurde ggf. der Bezug von Rindfleisch aus Großbritannien eingestellt ?

Effem GmbH: (Anm. des Verfassers: siehe Antwort zu 5.)
Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
Nicht erst heute haben wir uns der BSE-Thematik angenommen. Bereits 1994, als die Diskussion über BSE das erste Mal entfachte, haben wir unseren Kunden schon die Unbedenklichkeit bestätigen können.

Spillers Latz:
(Anm. d. Verf.: siehe Antwort zu 5.)

7. Enthält oder enthielt die von Ihnen produzierte Tiernahrung Mehl aus Tierkadavern ?

Effem GmbH:
Effem hat noch niemals Tiermehl verwendet und wird dies auch in Zukunft nicht tun.

Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
- keine Angabe - (Anmerkung des Verfassers)

Spillers Latz:
- keine Angabe - (Anm. d. Verfassers)

8.-11. Weisen Ihre Zulieferer die Herkunft des Rindfleisches zweifelsfrei nach ?
Wenn ja, wodurch ?
Erfolgt in Ihrem Hause eine Überprüfung des bezogenen Rindfleisches ?
Wie sieht diese Überprüfung ggf. aus ?

Effem GmbH:
Die Lieferanten von Effem bestätigen durch Vorlage von amtlichen Veterinär-Zertifikaten, daß das aus dem übrigen Ausland angelieferte Rinder-material nicht aus Großbritannien stammt.

Allcommerz Lefers GmbH & Co. KG:
Bei der Herstellung der Produkte wird auf die Qualitätssicherung besonderes Augenmerk gelegt. Es werden nur einwandfreie Rohstoffe verarbeitet, wobei alle verwendeten Rohstoffe tierischen Ursprungs einer veterinäramtlichen Überwachung unterliegen. Entsprechende Zertifikate unserer Vorlieferanten liegen in unserem Hause vor.

Spillers Latz:
Unsere Zulieferer sind kontraktlich gebunden, alle Fleischrohstoffe nur aus EG-Schlachthöfen zu beziehen, in denen für menschlichen Genuß taugliche Tiere geschlachtet werden. Diese Vorlieferanten werden stichprobenartig auch von uns überprüft. Die Rohstoffe werden bei der Eingangskontrolle in unserem Hause auf die spezifizierten Qualitätsparameter geprüft.

***

Soweit die Stellungnahmen der Firmen, die zu den gestellten Fragen dankenswerter Weise Auskunft gegeben haben.

Leider haben die Firmen: Friskies Tiernahrung GmbH, Hill s GmbH, Parke-Davis GmbH und Vitakraft GmbH & Co. KG es nicht für nötig gehalten, auf unser Schreiben zu antworten, woraus jeder Leser für sich die entsprechenden Schlüsse ziehen sollte.

Ein Resumee aus den vorstehenden Fakten und Auskünften der Firmen zu ziehen, fällt sicherlich nicht leicht.

Fest steht jedenfalls, daß ein gewisses Risiko für die Ansteckung unserer (Birma)-Katzen durch den BSE-Erreger nicht ausgeschlossen werden kann.
Es bleibt lediglich die Möglichkeit, - sofern man seine Katzen nicht selbst bekochen kann oder möchte - bei der Auswahl des Futters größte Sorgfalt walten zu lassen.

Wichtig! Viele Hersteller testen ihre Produkte im Tierversuch. Eine Liste tierversuchsfreier Katzenfuttermarken finden Sie hier!

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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