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Löwe im Lemery 1721

Leo

Leo, frantzösisch, Lion, teutsch, Löwe, ist ein vierfüßiges Thier, groß und dick, wild und grausam, von erschröcklichem Anblick. Er wird der Thiere König genennet, sowol wegen seiner übergrossen Stärcke, als auch, weil sein Ansehen mit einem Menschen sich vergleichen soll.

Das Weiblein heisset auf lateinisch, Leæna, frantzösisch, Lionne, teutsch, eine Löwin, und der junge Löwe Leunculus, frantzösisch, Lionceau.

Sein Kopf ist dick und fleischig, mit langen Haar umgeben: seine Stirne ist viereckigt, die Augenbraunen hoch erhaben: die Nase ist groß, breit und weit. Seine Augen sind nicht eben allzu groß, iedoch sehr scharff, die Leffzen sind von mittelmäßiger Grösse. Seine Kinnbacken bestehen aus sehr grossen, starcken Beinen, und in iedweder stehen 14. Zähne, 4. Schneidezähne, 4. Hunds- oder Spitzzähne und 6. Backenzähne. Die Schneidezähne sind klein, die Spitzzähne ungleich; gemeiniglich sind zwey von denenselben groß, und zweye klein. Die grossen sind ungefehr anderthalben Zoll lang, und stehen wie an einem Schweine das Gewehr. Die Backenzähne sind ebener massen ungleich, die einen sind so klein, als wie die Schneidezähne, die andern sind sehr groß, und haben drey ungleiche Spitzen, in Form einer Lilie.

Seine Zunge ist abscheulich groß, rauh und gantz voller Spitzen oder Nägel, die so harte, als wie Horn und ein Paar Linien lang, unten hol und gegen den Schlund zu gekehret. Der Schlund ist etwa anderthalben Zoll breit; der Hals ist lang, so ziemlich dick, sehr steiff, mit langen, dicken Haar, bis auf die Brust besetzet. Sein Leib ist trefflich dick und starck.

Die Vordertatzen sind mit fünff Zehen versehen und diese mit sehr starcken, spitzigen und scharffen Klauen gewaffnet: an den Hinterfüssen hat er deren nur viere.
Sein Schwantz ist lang, mit Haar besetzt, und auch sehr starck.

Dieses Thier findet sich in Mauritanien, in Libyen, in Syrien und in der Tartarey: es ist grausam und blutdürstig, eines feurigen Temperaments. Sein Geschrey ist ein Brüllen.

Die Löwin wird von aussen durch nichts anders von ihm unterschieden, als daß sie nicht so lange Haar am Halse hat. Er ernähret sich mit jungen Vögeln, mit jungen Elephanten, mit Rindern, mit Aas und Früchten; verschlingt und frisset auch die Menschen, er müste dann gezähmet seyn. Er säufft soviel Wasser, daß er sich kan drey Tage lang behelffen.

Man hat zwischen der Katze und dem Löwen eine ziemlich grosse Gleichheit bemercket, was nämlich ihre Augen, Zähne, Zunge, Tatzen und auch unterschiedene innerliche Theile und dererselbigen Structur belanget: und vermuthlich hat dieses den Mahomet veranlasset zu sagen, die Katze sey in dem Kasten Noah gebohren worden, als einst der Löwe genieset habe. Alles, was von dem Löwen genommen wird, führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sein Hertz getrocknet und zu Pulver gestossen, ist gut wider die schwere Noth und das viertägige Fieber. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.
Sein Fett ist gut zum erweichen, zum zertheilen, zu Stärckung der Nerven, die Schmertzen zu vertreiben, wie ingleichen das sausen und brausen in den Ohren.
Sein Fleisch stärckt das Gehirne und zertheilet die Dünste: es ist auch sonsten gut zu essen.
Sein Blut getrocknet und zu Pulver gemacht, treibet den Schweiß und widerstehet dem Gift: die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein gantz Quintlein.
Der Löwenzahn, an den Hals gehangen, soll verhüten, daß einen die Zähne nicht wehe thun.
Seine Beine, zu Pulver gestossen, treiben den Schweiß und dienen wider das Fieber: ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein ist die dosis. Sie sollen auch die podagrischen Schmertzen lindern. Sein Mist, mit unguento rosato vermischet, vertreibt die Flecken im Gesichte.

Leo kommt von , video, ich sehe: dieweil der Löwe ein sehr scharff Gesichte hat.

Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon, Leipzig, 1721, S. 627-628

Löwe

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