Allgemeines / Verbreitung

Wildkatze

Wildkatze

© 2010, Marcus Skupin, Welt der Katzen

Marcus Skupin | Welt der Katzen

Zu den Wildkatzen (Felis silvestris) zählen im weiteren Sinne 3 Arten, nämlich die Waldkatze oder europäische Wildkatze (Felis silvestris), die Steppenkatze (Felis ornata) sowie die Falbkatze (Felis libyca). Die Zusammenfassung der Arten zu einer "Großart", geht auf LEYHAUSEN (1988) zurück.

Im engeren Sinne versteht man unter der Wildkatze, die in unseren Breiten vorkommende Waldwildkatze (Felis s. silvestris) mit den 4 Unterarten Felis silvestris silvestris, Felis silvestris caudata, Felis silvestris ferox und Felis silvestris reyi.

Die Differenzierung der Wildkatze in mehrere Arten soll im Pleistozän begonnen haben, die Abspaltung von F.s. lybica und F.s. silvestris zuim Ende der letzten Eiszeit hin stattgefunden haben [3 (mit Hinweis auf Randi, 1991 und Hemmer, 1993)]

Wildkatzen haben ein Verbreitungsgebiet über große Teile Nordeuropas (Ausnahme nördliches Skandinavien [2]) ganz West- und Osteuropa bis zum Kaukasus und gehören damit zu den am weitesten verbreiteten wilden Katzenarten. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Wildkatze in den europäischen Wäldern weit verbreitet. Doch begann bereits die Verfolgung, da sie als "höchst schädliches" [4] Tier galt.

Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhundert wurden die Tiere nahezu ausgerottet (Jagdfreigabe in 1848 [3]). Seit einigen Jahrzehnten erholen sich die Bestände auf Grund von Schutzmaßnahmen langsam wieder. In Deutschland soll eine Fläche von bis zu 200.000 qkm als Lebensraum für die Wildkatze in Betracht kommen, wovon allerdings nur bis zu 25 Prozent tatsächlich "genutzt" werden [3].

Bevorzugter Lebensraum sind möglichst ungestörte Laub- und Mischwälder (Eiche, Buche) mit umfangreichen Altholzbeständen, in denen sich neben den benötigten Beutetieren auch hohle Bäume und Tierbauten zur Jungenaufzucht finden lassen. Wünschenswert sind Habitate mit Offenlandanteil, Lichtungen, Halden und Wiesen.

In Nadelwäldern sind die Vorkommen seltener (vgl. jedoch [4]). Landwirtschaftlich intensiv genutzte Gebiete werden von den scheuen Tieren weitestgehend gemieden.

Felis silvestris silvestris

Wildkatze

europäische Wildkatze

© 2010, Marcus Skupin

Lebensweise

Wildkatze

Wildkatze

© 2017, Marcus Skupin, Welt der Katzen

Wildkatzen leben als Einzelgänger (solitär) in Revieren, die durchschnittlich etwa drei Quadratkilometer groß sind. Die Reviergröße hängt dabei vom Beuteangebot ab. Je geringer die Beutetierdichte ist, desto größer das beanspruchte Revier. Ihr Lieblingsaufenthalt scheinen nach KAUP dunkle Tannenwälder zu sein, wo sie in verlassenen Fuchs- und Dachsbauen oder in Felsen oder Baumhöhlen haust [4]. In Hochlagen kommt die Wildkatze nicht vor. Da der Wildkatzenkörper im Winter verhältnismäßig tief in den Schnee einsinkt, wechselt sie bei Wintereinbruch aus mittleren in tiefere Lagen [2]. In Wildkatzenrevieren muss die winterliche Schneehöhe unter 20 cm bleiben.

Wildkatzen sind im Regelfall dämmerungs- und tagaktiv, in dichter besiedelten Gegenden gehen sie auch nachts auf die Jagd.

Wildkatzen haben in der Natur eine Lebenserwartung von 6 bis 15 Jahren, ein Alter, dass jedoch auf Grund der hohen Jungtiersterblichkeit von rund 20% der Jungen bis zum vierten Lebensmonat), ein Großteil des Katzennachwuchses nicht erreicht. Natürliche Feinde der Wildkatze sind Luchs und Wolf. Großen Raubvögeln wie Uhu oder Adler gelingt es, wie auch dem Fuchs, ebenfalls gelegentlich Jungtiere zu erbeuten.

Beschreibung

Wildkatze

Wildkatze

© 2017, Marcus Skupin, Welt der Katzen

Im Gegensatz zu vielen Hauskatzen haben Wildkatzen eine verwaschene Fellzeichnung mit einem deutlichen Aalstrich (einer dunklen Linie) entlang des Rückgrats. An der Schenkelinnenseite ist das Fell der Wildkatze rötlich, an der Sohle ist bei allen Wildkatzen ein dunkler Fleck erkennbar. Die Oberseite des Fells ist dunkler als die Unterseite. Als Unterscheidungsmerkmal zur Hauskatze gilt der relativ dicke und kurze Schwanz mit mehreren dunklen Ringen und stumpf auslaufender Schwanzspitze, die immer eine deutliche dunkle Zeichnung zeigt. Der Nasenspiegel von Wildkatzen ist zudem immer rosa. Häufig haben die Tiere einen hellen Kehlfleck.

Die Tiere erreichen eine Gesamtlänge von 73 bis 97 cm (Weibchen: 73-94 cm; Männchen: 83-97 cm). Die Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 45 und 67 cm, die Länge des Schwanzes zwischen 21,5 und 35 cm. Das Gewicht der Wildkatze beträgt etwa zwischen 2,5 und 5 Kilogramm.

Als einzige Wildkatzenart gilt die europäische Wildkatze als nicht zähmbar.

KAUP [4] führt zur Wildkatze aus: "Sie ist rostgelbgrau oder hellgrau mit dunkeln Streifen am Kopf und wellenartigen an den Seiten der Schwanz ist dick behaart mit drei schwarzen Querstreifen und schwarzem Ende; Lippen und Fußsohlen sind schwarz. Sie erreicht eine Länge von beinahe drei Fuß und öfters eine Schwere von 19 Pfund."

KRUENITZ (1786) beschreibt die europäische Wildkatze - deutlich ausführlicher - wie folgt:
"Das Haar der wilden Katze ist 2 bis 3 Z. lang; an den Seiten des Kopfes, unter den Ohren und an den Seiten des Leibes, vornehmlich in den Weichen, am längsten, am kürzesten aber auf dem Kopfe und an den Schenkeln. Kopf, Hals, Schultern, Rücken, Lenden, der größte Theil des Schwanzes, und die äußere Seite der Füße, sind von einerley Farbe, welche mehr oder weniger aus Falb, Schwarz oder weißlichem Grau gemischt ist. Denn nahe am Körper pflegt jedes Haar schwarz, am äußersten Ende weiß, zwischen diesen beyden Farben aber ein helles alb sichtbar zu seyn. Hinter den Ohren befinden sich zuweilen zwey falbe Flecken, und vom Wirbel des Kopfes bis nach hinten erstrecken sich mehrentheils 4 schwarze Streifen. Der äußere dieser Streifen geht von beiden Seiten hinter das Ohr hinunter, und verbreitet sich über die ganze Länge des Halses. Die beiden mittlern Streifen laufen über den Rücken an jeder Seite eines andern Streifens von gleicher Farbe, welcher erst am Ende des Schwanzes aufhört. Das äußerste des Schwanzes hat, ungefähr 3 Zoll weit, eine ganz schwarze Farbe. Weiter hinauf wird man 3 schwarze Ringe gewahr, wovon der letzte am wenigsten in die Augen fällt. Der übrige Theil des Schwanzes ist bis an seinen Ursprung mit andern Ringen umgeben, deren Farbe der desto schwächer wird, je näher sie nach dem Leibe hin kommen. An den Füßen erblickt man Ringe von eben der Farbe. Alle diese schwarze Streifen aber sind nicht allein in Ansehung der Breite, sondern auch ihrer Stellung, bei jedem Thiere anders.

Der Umfang des Maules ist weiß. Brust, Bauch, die innere Seite der Knie nach vorn zu, Keulen und Hinterfüße, auch das Untere des Schwanzes, haben eine schwarze Farbe, welche unter dem Halse mit Weiß, auf der Brust aber mit Grau und Schwarz, vermengt ist. Auf dem Unterleibe findet sich ein großes weißes Zeichen. Die jungen wilden Katzen haben überhaupt weniger von der falben, als von der weißen Farbe. In jedem Alter pflegen die Lippen und Fußsohlen schwarz zu seyn." [1]

Fährte

Fährte der Wildkatze

Fährte der Wildkatze

Fährte einer Wildkatze, Kupferstich, Johann Stephan Capieux [Stecher]

Ihre Fährte ist der zahmen Katzenfährte gleich, nur etwas größer und ein weitläufiges Zickzack (geschränkt), wenn sie nicht springen. Vom Fuchstritt ist sie durch ihre Runde zu unterscheiden. [5]

Verbreitung der Unterarten Felis silvestris

Verbreitung der Wildkatze

Verbreitung von Felis silvestris (Unterarten)

Karte: Marcus Skupin / Welt der Katzen

Wildkatze

Wildkatze

Abb. n. Elliot, 1883; hier noch als Felis catus

Quellen:

[1] Kruenitz, Johann Georg, et. al.: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats- Stadt-, Haus- und Land-Wirthschaft, und der Kunstgeschichte, Band 36, 1786, S. 254
[2]
Moes, Marc; Engel, Edmée; Schley, Laurent: Wilde Katzen in Luxemburg, Nationalmuseum f. Naturgeschichte & Naturverwaltung, 1. Auflage, 2010
[3]
Kurtz, Alexander: Die Wildkatze (Felis silvestris Schreber 1777) in Saarland und Rheinland-Pfalz - Modellierung der Ausbreitung unter Einfluss von Strassen als Barrieren, Diplomarbeit (ohne Datum), Universität Karlsruhe: abgerufen unter http://www.oeko-log.com/Materialien1213Kurtz.pdf am 15.01.2022
[4]
Kaup, Dr. J.J.: Das Thierreich in seinen Hauptformen, Erster Band, Verlag Johann Philipp Diehl, Darmstadt 1835, S. 274
[5]
Bechstein, Johann Matthäus: Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands nach allen drey Reichen : Ein Handbuch zur deutlichern und vollständigern Selbstbelehrung ; besonders für Forstmänner, Jugendlehrer und Oekonomen. 1. Band, S. 265

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(Mark Twain, 1835-1910)

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