Löwe-Ernährung
Jagd auch in der Gruppe
Löwen sind grundsätzlich die einzige Katzenart, die - auch - in der Gruppe jagt. Diese Jagdtechnik bietet den Vorteil, dass selbst Beutetiere, die erheblich größer und schwerer als ein einzelner Löwe sind, gejagt und erlegt werden können. Dabei treffen die einzelnen Individuen eine regelrechte Risiko-Analyse. Einzelne Löwen beteiligen sich nur dann an der Jagd, wenn sie der Auffassung sind, dass Hilfe erforderlich sei oder das Verletzungsrisiko den Nutzen einer besonderen Beute aufwiegt (Henschel, Shah; vgl. [1]). Doch keine Regel ohne Ausnahme: Eine weitere Ausnahme von der bei Katzen sonst üblichen Jagd als Einzelgänger stellen gelegentlich Gruppen von Gepardenbrüdern dar.
Zu den Beutetieren zählen Wasserböcke und Antilopen, Zebras, Büffel und Gnus ebenso wie Nagetiere, Vögel oder in Notzeiten sogar Insekten. Jagenden Löwenrudeln gelingt es selbst junge Elefanten, Flusspferde oder Giraffen zu erbeuten. Müller beschreibt Kamele und junge Elefanten als Lieblingsspeise des Löwen [2]. Suckow führt aus, dass Löwen sich mit folgenden Beutetieren schwer tun ("sie nicht leicht angehen"): Nashorn, erwachsene Elefanten, Tiger (natürlich allenfalls in Asien), Nilpferd, Stachelschwein und Igel [4]. Auch Aas wird durchaus nicht verschmäht. Häufig ist die Beute nicht der Jagdkunst der Löwen zuzuschreiben, sondern wurde lediglich anderen Jägern "abgejagt". Manche Löwen haben sich sogar darauf "spezialisiert" Kormorane zu fangen.
Nach wie vor ungeklärt ist, warum genau Löwen gelegentlich im Rudel jagen. Nahm man bisher an, dass durch die Gruppenjagd mehr Beute gemacht würde, so steht zwischenzeitlich durch langjährige Beobachtungen fest, dass Löwinnen allein einen um 90 Prozent höheren Jagderfolg haben (Henschel, Shah et al.). Ein denkbarer Grund dürfte in der zeitweisen Veränderung des zur Verfügung stehenden Beutespektrums bestehen. Große Beutetiere wie beispielsweise Büffel oder Giraffen lassen sich im Rudel besser überwältigen.
Die Jagd in der Gruppe ist bei Löwen nicht selten. Sie findet als richtige Arbeitsteilung statt. So versuchen einzelne Mitglieder der Sippe, häufig jungen, alten, kranken oder abgesonderten Beutetieren den Weg zu Herde abzuschneiden. Ein bis zwei Löwen greifen die Beute an und andere lenken gegebenenfalls dem Beutetier zu Hilfe kommende Herdenmitglieder ab, wie dies oft bei der Jagd der Löwen auf Büffel erforderlich wird.
Löwen teilen ihre Beute innerhalb des Rudels.
Entgegen häufiger Meinung jagen übrigens auch männliche Löwen durchaus selbst und beteiligen sich insbesondere an der Erjagung großer Beutetiere.
Bei der Jagd pirscht sich der Löwe - jede Deckung ausnutzend - langsam an seine Beutetiere an. Sobald er eine Mindestdistanz von etwa 25 bis 30 Metern unterschritten hat, setzt er zu einigen gewaltigen Sprüngen an und stürzt sich regelrecht auf die Beute. Die Sprungweite beträgt dabei etwa 5-6 Meter, nach Müller (18xx [2]) zwölf bis fünfzehn Fuß.
Ziel ist es zunächst, die Beute zu Fall zu bringen. Das Beutetier wird durch den Anprall aus dem Gleichgewicht gebracht und durch einen Genickbiss getötet. Häufig springen Löwen auf den Rücken größerer Tiere und verbeißen sich dort. Nicht ungefährlich, denn Büffel oder Giraffen beispielsweise können einen von hinten oder seitlich angreifenden Löwen mit ihren Hinterbeinen durchaus schwer verletzen.
Kommt ein größeres Beutetier, z.B. ein Büffel oder ein Gnu zu Fall, wird es am Kopf, häufig an der Schnauze gepackt und versucht den tödlichen Kehlbiss anzubringen. Hierbei wird die Luftröhre abgeklemmt, so dass das Beutetier erstickt.
Die überwiegende Zahl ihrer Beute erlegen Löwen übrigens in der Dämmerung und nachts. Nachts - wenn die Sicht auch für diese schlecht ist - bewegen sich Löwen häufig offen auf Beutetiere zu.
Löwen trinken, indem sie ihre Zunge nach unten wölben und so ein wenig Wasser ins Maul schöpfen [2].
Quellen
[1] Henschel, Uta; Shah, Anup und Manoj; Das Herrscherkollektiv, Geo Thema 08, 2014, Seite 24-36; Gruner & Jahr; ISBN 978-3-652-00297-4
[2] Müller, Anton: Die Reiche der Natur, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx
[3] Suckow, D. Georg Adolph: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Naturgeschichte der Thiere, Erster Teil; Säugethiere, Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1797