6. Sippe: Luchskatzen (Catolynx)

Luchskatzen (Catolynx) nennt Gray zwei indische Mitglieder unserer Familie und gibt zu deren Kennzeichnung folgende Merkmale an: Der Kopf ist rundlich, das Ohr abgerundet, der Augenstern länglich und aufrecht gestellt, der Schwanz sehr lang, das Nasenbein wie bei den Luchsen gebildet. Sonstige Eigenheiten des Schädels, welche Gray hervorhebt, darf ich übergehen, weil sie von dem allgemeinen Gepräge zu wenig abweichen. Nach meinem Dafürhalten darf man die Luchskatzen als ein Mittelglied zwischen Pardeln und Katzen ansehen. Letzteren ähneln sie mehr als ersteren, obgleich sie ihr eigenthümliches, von anderen Katzen abweichendes haben. An die Luchse haben mich die Gefangenen, welche ich sah und pflegte, durchaus nicht erinnert.

Marmelkatze (Catolynx marmoratus)

Marmelkatze

Marmelkatze

aus Brehms Thierleben, 1884

Die Marmelkatze (Felis marmorata, F. Diardii, Olgilbii, longicaudata, Leopardus und Catolynx marmoratus) kommt unserer Hauskatze an Größe annähernd gleich; ihre Gesammtlänge beträgt 1,1 Meter, wovon auf den Schwanz 52 Centim. gerechnet werden müssen. Die Hauptfärbung des Pelzes ist lehmgelb mit leichtröthlichem Anfluge, unterseits lichter und selbst weiß. Von der Stirn aus laufen über Schädel und Nacken zwei schwarze Längsstreifen, welche sich vereinigen und als ein Streifen über den Rücken ziehen, hinten aber sich wieder theilen. Andere gewundene Fleckenstreifen ziehen schief vom Nacken gegen den Bauch herab. Die Schultern sind mit hufeisenartigen Flecken, die Glieder mit runden schwarzen Tüpfeln bedeckt. Am Unterleibe finden sich drei Reihen runder dunkelbrauner Flecken, unter dem Halse Querbinden, über und unter den Augen je ein heller Fleck und auf den Wangen zwei schwarze Streifen. Die Ohren sind kurz und abgerundet, von außen silbergrau mit schwarzen Säumen, innen rostgelb; der ziemlich buschige Schwanz ist graulich rostgelb und deutlich geringelt.
Die Marmelkatze bewohnt Gebirgsgegenden Südostasiens, einschließlich der Sundainseln Sumatra und Borneo, und lebt in den Waldungen. Ueber ihr Freileben ist mir kein Bericht bekannt; auch Gefangene sieht man äußerst selten in unseren Käfigen. Ein schöner Marmelkater, welchen ich geraume Zeit pflegte, nahm für gewöhnlich die Stellung einer sitzenden Hauskatze an. Der Kopf wurde hoch getragen, der sehr buschige Schwanz meist über die Vorderpranken geschlagen. Das faule Liegen der Leoparden beobachtete ich nie, obgleich die Katze sehr zahm war und sich vor dem Beobachter nicht scheuete, also gewiß voller Bequemlichkeit hingegeben haben würde, hätte sie solche im Liegen gefunden. Eine Stimme habe ich nicht vernommen, wohl aber gelegentlich das übliche Fauchen. Doch ließ sich das Thier nicht gerade leicht aus seiner Ruhe bringen, ähnelte in dieser Beziehung vielmehr dem Ozelot, mit welchem es überhaupt in seinem Gebaren vielfach übereinstimmte. Die Lieblingsnahrung bestand in Geflügel, demnächst in kleinen Säugethieren; Rindfleisch fraß die Marmelkatze ungern, und Pferdefleisch verschmähete sie gänzlich. Ungeachtet der sorgsamsten Pflege starb sie bald nach Eintritt der Kälte zum Leidwesen Aller, welche sie gekannt hatten.

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