Fortpflanzung der Katze

Katzennachwuchs - Katzenelend?

Was an den plakativen Berechnungen des Tierschutzes (meist) nicht stimmt!
von Marcus Skupin | Welt der Katzen

Kennen Sie eventuell die eindringlichen Schaubilder, mit denen Ihnen diverse Tierschutzorganisationen plakativ aufzeigen, wie Katzenelend zustande kommt? Auf den Internetseiten entsprechender Anbieter heißt es:

"Nehmen Sie einmal an, ein Hauskatzenpärchen bekommt pro Jahr zweimal Junge, von denen durchschnittlich 2,8 Kätzchen überleben. Nach 10 Jahren ergibt sich daraus eine Nachkommenschaft von mehr als 80 Millionen Katzen!"

Berechnung Katzennachwuchs 1

Katzenvermehrung

Katzennachwuchs binnen 10 Jahren; Tab. 1

Welt der Katzen |Marcus Skupin

Embryomodell

Embryo

Abb.: nach Ellenberger, Anatomie d. Haussäugetiere, 1912

Unglaublich, oder?
Wenn man über diese Zahl einmal nachdenkt, dann müsste doch bei den vielen unkastrierten Katzen weltweit, die ganze Erde von Katzen nur so wimmeln. Ein Grund, die verwendeten Berechnungsparameter einmal näher zu betrachten.

Die Anzahl der Würfe eines Katzenpärchens ist mit 2 je Kalenderjahr nachvollziehbar. Ob von diesen Würfen tatsächlich 2,8 Kätzchen überleben erscheint - zumindest, wenn man von wild lebenden Katzenpopulationen ausgeht - recht hoch, ist jedoch denkbar. Rein rechnerisch ergibt sich hiernach tatsächlich die genannte Zahl von mehr als 80 Millionen Nachkommen binnen eines Zeitraumes von 10 Jahren.

Allerdings haben die Macher der plakativen Berechnung einige wesentliche Punkte bei ihrer Berechnung "vergessen".

Zunächst einmal ist keine Katze unmittelbar nach der Geburt geschlechtsreif. Die Nachkommen des ersten Wurfes und natürlich aller Folgewürfe benötigen mindestens 6 Monate bis zu diesem Zeitpunkt, dürften also redlicher Weise erst jeweils im Folgehalbjahr nach ihrer Geburt als mögliche Katzeneltern in Betracht gezogen werden. Hierdurch wird eine Anpassung der Berechnung erforderlich.
Selbstverständlich werden nur die weiblichen Nachkommen trächtig, so dass also nur die Zahl der möglichen Mütter in die Berechnung mit einbezogen werden darf. Da sich die Geschlechter in einem Wurf statistisch ungefähr die Waage halten, muss diesbezüglich allerdings keine besondere Anpassung der Berechnung erfolgen.
Bei der Angabe der überlebenden Kätzchen (2,8) ist nicht berücksichtigt, dass zahlreiche Katzen nach dem Kittenalter an Krankheiten, durch Unfälle etc. versterben. In der vorgenommenen Alternativberechnung wird trotzdem großzügig von einer durchschnittlichen Lebensdauer von 8 Jahren ausgegangen.

Wieviele Katzen binnen 10 Jahren?

Und, was meinen Sie? Wie viele lebende Katzen hätte ein Katzenpärchen binnen 10 Jahren bekommen, wenn die oben genannten Annahmen mit in die Berechnung eingeflossen wären?

> 40 Mio. Katzen

ca. 34.500.000 Katzen

> 20 Mio. Katzen

13.958.290 Katzen

ca. 1.500.000 Katzen

< 1 Mio. Katzen

weiß nicht

Es gibt übrigens noch zahlreiche andere Faktoren, die auf die tatsächliche Zahl der Nachkommen Einfluss haben, in der folgenden Alternativberechnung jedoch nicht enthalten sind und die mögliche Gesamtzahl der Katzen weiter reduzieren würden...

Zur Geschlechtsreife, die wir mit 6 Monaten angenommen haben, müssten jeweils noch die 58-65 Tage der Trächtigkeit gerechnet werden.
Auch Umweltfaktoren wie Raum- und Nahrungsangebot etc., wirken sich auf die mögliche Gesamtzahl der Katzen aus.

Eine ergänzende Berücksichtigung solcher Faktoren würde das alternative Berechnungs-Ergebnis (siehe nachstehende Tabelle; ganz rechts) ausgewiesenen Zahlen also weiter reduzieren.

Berechnung Katzennachwuchs 2

Alternativberechnung

realistischere Alternativberechnung

Welt der Katzen | Marcus Skupin

Sie können kaum glauben, dass die tatsächliche Zahl der Nachkommen eines Hauskatzenpärchens so erheblich unter der Zahl der von Tierschützern propagierten 80 Millionen liegen soll? Nun gut, dann rechnen Sie doch einmal nach ...

... und Sie haben natürlich recht. Auch knapp 266.000 ungewollte Nachkommen sind noch viel zu viele. Also lassen Sie ihre Katze kastrieren und verhindern Sie ungewollten Nachwuchs.

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© Gerrit Holzhueter

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[1] Almasbegy, Maria, Mag. rer. nat.: Verhaltensbeobachtungen an Schwarzfusskatzen, 18.11.2011 (Diss.)

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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