Sexualverhalten der Katze
von Marcus Skupin | Welt der Katzen
veröffentlicht am 30. März 2013 (Stand: 07. Ma 2023)
Paarungsbereitschaft
Katzen sind - wie bereits erwähnt - mehrfach im Jahr paarungsbereit. Die Paarungsbereitschaft der Katze hängt von verschiedenen Faktoren, hauptsächlich jedoch von der Jahreszeit (d.h. von der Tageslichtdauer) ab. Sie setzt ein, sobald die Tageslichtdauer 12 Stunden täglich erreicht.
Man spricht bei der Hauskatze davon, dass sie "saisonal polyöstrisch" ist, was soviel bedeutet, dass sie mehrfach im Laufe der entsprechenden Jahreszeit (Saison) paarungsbereit werden kann. Dies gilt allerdings nur für die weiblichen Exemplare der Hauskatze. Geschlechtsreife Hauskater können und wollen quasi immer.
Im Gegensatz zur Hauskatze sind die Wildkatzenarten in gemäßigten Zonen oft nur ein mal jährlich empfängnisbereit. Selbst in den seltenen Ausnahmefällen wird zumeist nur ein Wurf im Jahr tatsächlich aufgezogen und überlebt. In tropischen Regionen vorkommende Katzenarten hingegen werden als ganzjährig polyöstrisch angesehen [2 mit Hinweisen auf SCHALLER, FREEMAN und BRADEN sowie LESAGE].
Viele wilde Katzenarten "leiden" zudem an Teratospermie. Das bedeutet das eine große Zahl der Spermien nicht regulär geformt und daher zur Fortpflanzung nicht geeignet ist. So sind bei asiatischen Löwen, Geparden, Nebelparder und Florida-Panther (Puma) mehr als 75% der Spermien strukturell abnormal geformt [1].
Ist die Katze paarungsbereit, d.h. "rollig", so ist dies selbst für uns Menschen unschwer erkennbar. Rollige Katzen sind unruhig, wälzen (rollen) sich auf dem Boden hin und her und markieren ihre Umgebung meist durch Krallenschärfen, beispielsweise an Wänden und Möbeln. Außerdem geben sie verstärkt "Köpfchen", d.h. sie stupsen und reiben ihren Kopf an Bezugspersonen und Gegenständen innerhalb ihres Territoriums. Hinzu kommt ein ständiges - mehr oder weniger melodisches - Rufen der Tiere, dessen Intensität und Lautstärke nicht zuletzt von der Rasse aber durchaus auch vom einzelnen Individuum abhängt.
Vorsicht übrigens, wenn ein potenter Kater im Haus ist. Kater bemerken die nahende bzw. anwachsende Paarungsbereitschaft einer Katze bereits einige Zeit, bevor dem Menschen aufgrund des offensichtlichen, kätzischen Verhaltens bewusst wird, das es mal wieder soweit ist. - Da kann es schnell vorkommen, dass die Katze bereits gedeckt wurde, bevor Mensch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einleiten konnte.
Grund für die Früherkennung der Rolligkeit der Katze durch den Kater sind sogenannte Pheromone. Diese chemischen Botenstoffe dienen der Biokommunikation (genauer: der Chemokommunikation) von Lebewesen. Eines der Pheromone, die bei der Rolligkeit von Katzen eine Rolle spielen, ist die Valeriansäure, eine unangenehm riechende Carbonsäure, die mit der Buttersäure verwandt ist und aus der Wurzel des Baldrian gewonnen werden kann. Pheromone werden von anderen Katzen (... auch dem Kater) beispielsweise bei der Analkontrolle "erschnüffelt" und liefern vielfältige Informationen - über Gesundheitszustand, Paarungsbereitschaft und anderes.
Eigenschaft der im Vaginalsekret enthaltenen Valeriansäure ist beispielsweise die Stimulation des Männchens. In Katzengruppen kann zudem oftmals beobachtet werden, dass sobald eine Katze rollig wurde, die anderen potenten Weibchen der Gruppe binnen weniger Tage nachziehen. Auch an diesem Phänomen ist die Valeriansäure beteiligt, die hier als Auslöser der Rolligkeit wirkt. - Eine sinnvolle Einrichtung der Natur, denn hierdurch wird sicher gestellt, dass die Kätzinnen einer Gruppe oder eines Rudels sich bei der Aufzucht der Jungen unterstützen können.
Zeigt die Kätzin Anzeichen der Rolligkeit in dem Revier eines Katers so hat dieser zunächst einen deutlichen Vorteil. Ist er schnell genug, so ist die Deckwahrscheinlichkeit durch diesen Kater recht hoch. Allerdings rächt es sich oft schnell, wenn er sich zu früh an die "Angebetete" heranwagt und deren Pfotenhieben weichen muss (vgl. nachfolgend: Deckakt).
Je länger die Rolligkeit der Katze anhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass revierfremde Kater die Reviergrenzen verletzen um dem Locken des Weibchens nachzukommen. In der Folge kommt es meist zu Katerkämpfen mit dem Revierinhaber, die von lautem Schreien und Kreischen der Kontrahenten begleitet werden.
Der Zyklus der Katze
Die Dauer des Sexualzyklus der Katze hängt davon ab, ob eine Deckung stattfindet oder nicht. Bei einer ungedeckten Katze dauert der Zyklus etwa 2 bis 4 Wochen (15 bis 28 Tage). Dieser Zyklus wird als anovulatorisch bezeichnet, da der Eisprung bei der Katze durch den Deckakt ausgelöst wird, dieser jedoch nicht stattgefunden hat.
Bei einer Katze, die gedeckt wurde (jedoch nicht aufgenommen hat) würde der Zyklus hingegen etwa 6 bis 7 Wochen (40 bis 50 Tage) dauern.
Der Zyklus der Katze lässt sich in vier Phasen unterteilen.
In der ersten Phase (Proöstrus) reifen die Eizellen binnen 1 bis 3 Tagen im paarigen Eierstock (Ovar) der Katze heran. Gleichzeitig bereitet sich der Katzenkörper auf eine mögliche Paarung vor, der Östrogenspiegel im Blut steigt und die Uterushörner nehmen an Größe zu um die Zuleitung von Spermien zu begünstigen. Während bei anderen Tierarten bereits zu diesem Zeitpunkt auch die Vulva des Weibchens anschwillt, sind zu diesem Zeitpunkt bei der Katze noch keine Veränderungen der äußeren Geschlechtsorgane feststellbar. Einzig feststellbare Veränderungen sind bei der Katze zu diesem Zeitpunkt die langsam abnehmende Aggressivität gegenüber Katern und ein stetig zunehmendes Verlangen sich verbal zu äußern. Die Tiere werden zudem anhänglicher und reiben ihr Köpfchen zunehmend an Gegenständen.
Mit Eintritt in den Östrus, die zweite Phase, ist die Katze paarungsbereit und wird aktiv nach einem Sexualpartner suchen. Die Katze zeigt nun den sogenannten Duldungsreflex (Bespringen möglich) ist unruhig, krümmt und wälzt sich über den Boden und verstärkt ihre Lautgebung nochmals. Auch zunehmendes Sozialverhalten sowie das Einnehmen der Brunststellung (hockend mit gestreckten Hinterbeinen und durchgebogenem Rücken) können beobachtet werden. Der Schwanz wird in der Brunststellung seitlich gehalten, die Katze präsentiert sich einem möglichen Geschlechtspartner.
Der Östrogenspiegel sinkt in dieser Zeit bereits wieder ab. In den Eierstöcken stehen jetzt bis zu 12 reife Eizellen für eine mögliche Befruchtung bereit. Der Eisprung wird regelmäßig erst durch die Deckung des Weibchens ausgelöst (provozierter Eisprung) und erfolgt binnen 24 bis 30 Stunden nach dem Akt. Sofern ein Deckakt stattfand dauert der Östrus zwischen 2 und 4 Tagen, ohne Deckakt bis zu 15 Tage.
Der Östrus wird allein durch das Verhalten der weiblichen Katze von den übrigen Phasen abgegrenzt [2].
Die dritte Phase des Sexualzyklus der Katze wird als Metöstrus (Nachbrunst) bezeichnet. Die Brunstsymptome (z.B. Rolligkeit) der Katze nehmen ab und die Paarungsbereitschaft erlischt schließlich.
Phase Vier, der Anöstrus ist der Zeitraum, in dem die Sexualität der Katze, aufgrund der abnehmenden Tageslichtdauer, ruht. Diese Phase beginnt (auf der nördlichen Erdhalbkugel) etwa im September und dauert bis Ende Dezember an. Sie endet mit dem Auftreten der ersten Anzeichen der Folgebrunst [2].
Der Deckakt
Ob und wann eine Begattung zugelassen wird, entscheidet allein die Katze. Zu Beginn der Rolligkeit wird ein in die Nähe kommender Kater oft noch vertrieben in dem das Weibchen faucht und/oder nach ihm schlägt. Vielfach kann beobachtet werden, dass ein Kater stundenlang um "sein" Weibchen werben muss, sich vorsichtig nähert, hinter der Katze herläuft, sie beriecht und - wenn er Glück hat - schnell genug zur Seite springt, wenn seine "Angebetete" sich rasch zu ihm umdreht und die Pfote erhebt.
Ist die Katze schließlich zur Paarung bereit (Duldungsreflex voll ausgeprägt), duckt sie sich nieder, hebt den Hinterleib an und drückt ihren Schwanz seitlich, während sie mit den Hinterbeinen tänzelt (Brunststellung). Der Kater fasst die Katze mit den Zähnen im Nackenfell und hält sie somit fest, während er den Deckakt vollzieht. Die Katze fällt durch den Nackenbiss in Tragstarre und ist damit weitestgehend bewegungsunfähig.
Nach der nach einigen Sekunden stattfindenden Ejakulation zieht der Kater den mit Papillen (kleinen Widerhaken) besetzten Penis zurück, was bei der Katze den typischen Begattungsschrei und gleichzeitig auch nach etwa 24 bis 36 Stunden den Eisprung auslöst (induzierte Ovulation), denn beim Deckakt stimuliert der Penis des Katers Sinneszellen (Mechanorezeptoren) in der Scheidenwand der Katze. Hierdurch wird das in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produzierte "Luteinisierende Hormon" (LH) freigesetzt, das die Reifung der Eizellen bewirkt. Allerdings reicht eine einzelne Kopulation meist nicht aus um den erforderlichen LH-Spiegel zu bewirken. Um die Mindestkonzentration von LH im Blut der Katze zu erreichen, sind regelmäßig mehrere Kopulationen (3-5) innerhalb eines Zeitraumes von etwa 2 bis 3 Stunden erforderlich. Nur in etwa 5% der Fälle findet bei der Hauskatze eine spontane Ovulation (ohne koitale Stimulation) statt [2 mit Hinweis aus WILDT].
Nach vollzogenem Deckakt sollte sich der Kater schnell genug "trollen" wenn er nicht mit den scharfen Krallen seiner Partnerin Bekanntschaft machen möchte.
Während des Östrus sind Mehrfachdeckungen durch einen oder mehrere Kater möglich, so dass der Nachwuchs bei der Geburt unterschiedlich weit entwickelt sein und theoretisch sogar mehrere Väter haben kann.
Schwangerschaft (Gestation)
Hat die Katze aufgenommen, beginnt die pränatale Entwicklung, nach der - bei Haus- und Rassekatzen - nach etwa 63 bis 65 Tagen der Nachwuchs zur Welt kommen wird. Bei den unterschiedlichen Wildkatzenarten weicht die Dauer der Trächtigkeit ab.
Führt die Ovulation nicht zur Trächtigkeit, so wird der Zyklus der Katze durch eine dann auftretende Lutealphase auf den Zeitraum von bis zu 50 Tagen verlängert.
Übrigens: Die Reproduktionsfähigkeit der Katze ist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr am besten. Danach sinkt die Fruchtbarkeit ab. Katzen, die älter als 8 Jahre alt sind sollten daher nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden.
Während sich die Entwicklung des neuen Katzenlebens im Bauch der Mutter zunächst eher unbemerkt vollzieht, ist für den Besitzer und Katzenzüchter die Beantwortung der Frage interessant, ob die Katze denn nun aufgenommen hat und Mama wird.
In den ersten Tagen nach einer Deckung lässt sich noch nicht feststellen, ob es zu einer Schwangerschaft der Katze gekommen ist.
Erste äußerliche Anzeichen sind die Färbung und das leichte Anschwellen der Zitzen. Die Färbung der Zitzen wechselt etwa ab der dritten Schwangerschaftswoche von der natürlichen Hautfarbe der Katze über einen leichten Rosaton hin zu einem kräftigeren Rosa. Etwa zu gleicher Zeit ist es auch für den erfahrenen Tierarzt möglich, von außen zu ertasten, ob die Katze trächtig ist. Eine Ultraschalluntersuchung kann etwa zu gleicher Zeit Gewissheit bringen.
Mit zunehmender Schwangerschaftsdauer nimmt der Bauchumfang der künftigen Katzenmutter langsam zu. Viele Kätzinnen werden in dieser Zeit auch anschmiegsamer als üblich, lassen sich besonders gern streicheln und suchen häufiger die Nähe zu einer Bezugsperson. Weitere Anzeichen der Gestation können ein besonderer Appetit, Stimmungsschwankungen oder gelegentliche Übelkeit sein.
Etwa ab der sechsten Schwangerschaftswoche lässt sich die Zahl der Kitten vom Tierarzt per Ultraschall feststellen. Eine eigentlich nicht zwingende Untersuchung, die allerdings die Neugier des Katzenbesitzers befriedigt.
Kurz vor Geburtsbeginn sucht sich die Kätzin einen geeigneten Platz, an dem sie ihren Nachwuchs zur Welt bringen kann. Geeignet ist eine etwas abgeschiedene, warme Stelle, die Katze und Nachwuchs genügend Bewegungsfreiheit bietet. Katzenbesitzer sollten darauf achten, dass das Nest gut zugänglich ist. Das erleichtert notwendige Hilfestellungen im Notfall. Doch keine Sorge. In den meisten Fällen wird die Katze die Geburt völlig selbständig bewerkstelligen ... .
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Quellen
[1] Murphy, Dr. William: Genetische Analyse von zwischenartlichen Katzenhybriden (https://www.vin.com/apputil/content/defaultadv1.aspx?id=6976361&pid=12513) abgerufen am 18.11.2022
[2] Wenthe, Matthias: Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung bei Zoo-Felidae, Literaturstudie, Hannover, 1994