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Aufzucht der Katze

Wie es überhaupt zur Geburt junger Katzen kommt, liest Du unter Sexualverhalten der Katze sowie auf der Seite Entwicklung der Katze im Mutterleib.

Katzengeburt und Aufzucht

von Marcus Skupin | Welt der Katzen

Geburt nach 65 Tagen

Kanadische Sphynx

Sphynx-Baby

© Bianca Dietrich

Katzen kommen zwischen dem 63. und 68. Tag nach der Empfängnis (durchschnittlich nach 65 Tagen Tragzeit), blind, taub und zahnlos zur Welt. Im Gegensatz zu den erwachsenen Tieren, sind sie völlig hilflos und daher auf die Fürsorge der Mutter und/oder des Menschen angewiesen. Der Kater beteiligt sich an der Aufzucht der Jungen im Regelfall nicht.

Bereits drei bis vier Tage vor dem anstehenden Geburtstermin ist die Katze meist unruhig, sucht oft die Nähe Ihres Menschen und einen geschützten Ort, an dem sie ihre Jungen zur Welt bringen wird. Spätestens jetzt sollten die menschlichen Katzeneltern ein geeignetes "Nestchen" anbieten, wenn sie vermeiden möchten, dass die Katze einen zu versteckten Ort wählt, der für einen eventuell erforderlichen, helfenden Eingriff nicht oder schwer zugänglich ist. Eine angebotene Wurfhöhle oder -Kiste sollte an einer ruhigen Stelle der Wohnung stehen und natürlich leicht zugänglich sein. Während die wilden Katzenarten oder auch verwilderte Hauskatzen ihren Nachwuchs eher heimlich und im Verborgenen zur Welt bringen, warten menschenbezogene Tiere häufig ab, bis die Bezugsperson in der Nähe ist.

Die Geburt der kleinen Katzen geht in zwei Phasen von statten. Die erste Phase, die sogenannte Eröffnungsphase dient der Vorbereitung des Geburtskanals, der geöffnet und geweitet wird. Nach etwa 6 bis 12 Stunden Dauer schließt sich an die Eröffnungsphase die Austreibungsphase an. Die Fruchtblase platzt, die Wehen verstärken sich und die Kitten werden durch den Geburtskanal "in ihr neues Leben" gepresst.

Neugeborene Kätzchen sind etwa 10-15 cm groß und wiegen meist zwischen 80 und 120 Gramm. Sind die Neugeborenen kleiner, so haben sie oft keine guten Überlebenschancen. Nichts desto trotz ist es mit etwas Glück (und einem entsprechenden "Lebenswillen" des Kätzchens) auch möglich bei Geburt untergewichtige Katzenkinder zu gesunden, erwachsenen Tieren heranzuziehen.

Hilfreich: Der Instinkt

Bengalkatze

Bengalgeburt

© Gerrit Holzhueter

Die Katzenmutter erkennt in den meisten Fällen instinktiv, wie sie sich nach der Geburt ihrer Jungen verhalten muss. Sie leckt die Fruchthülle auf und regt dabei mit ihrer Zunge die Durchblutung des Neugeborenen an. Die mit den Folgewehen ausgestoßene Plazenta wird häufig durch die Katzenmutter verzehrt, wodurch diese einerseits wichtige Nährstoffe wieder aufnimmt, andererseits das Junge "automatisch" abgenabelt wird. (In freier Wildbahn hat das Fressen der Plazenta darüber hinaus den positiven Effekt, das das Nest sauber gehalten und das Anlocken anderer Raubtiere vermieden wird. Dieses Verhalten erhöht die Überlebenschance des Katzennachwuchses.)
Ein Eingriff des Menschen ist nur erforderlich, wenn die Katze offensichtlich überfordert ist, was insbesondere beim ersten Wurf vorkommen kann.

Die Kleinen suchen sofort nach der Geburt nach den Zitzen der Mutter. Hierbei hilft Ihnen die Wärme und deren Geruch um festzustellen, ob sie sich in die richtige Richtung bewegen. Haben sie eine Zitze gefunden, beginnen sie sofort zu trinken.

Ist die Geburt abgeschlossen, so ist es nicht unüblich, wenn die Mutter ihre Jungen in ein anderes Nest trägt. - Auch dies ist ein "Überbleibsel" ihrer wilden Vergangenheit und dient dem Schutz der Kitten vor "Räubern". Bei der Aufzucht von Hauskätzchen wird diese Verhaltensweise vom Besitzer meist als störend empfunden, wenn er um nach den Kätzchen zu schauen diese jedes mal erst suchen muss.

Sollte die Katzenmutter eines ihrer Jungen von vornherein separieren und sich nicht um dieses Baby kümmern, so kommt in der Regel jede Hilfe für dieses Kitten zu spät. Instinktiv sortiert eine Katzenmutter nicht lebensfähige Kitten - sofern sie denn noch lebend zur Welt kommen - aus. Eine ähnliche Verhaltensweise (die Pflege wird eingestellt) legen Katzenmütter auch dann an den Tag, wenn eines der Kitten in den ersten Tagen erkrankt, z.B. bei einer Infektion. In solchen Fällen kann durch schnelle Hilfe eines Tierarztes (meist Antibiotikum) das Leben des betroffenen Babys häufig noch gerettet werden.

In der ersten Tagen besteht der Tagesablauf der Kitten aus Trinken und Schlafen. Eng aneinander und an die Mutter gekuschelt, nehmen sie so die benötigte Energie auf, erhalten durch die Erstmilch, das Kolostrum, wichtige Abwehrstoffe zum Aufbau des Immunsystems und wachsen recht schnell. Das Kolostrum liefert den Kitten auch die erforderliche Energie um die Körpertemperatur unmittelbar nach der Geburt von teils nur rund 30 Grad auf nun 36 Grad C. zu erhöhen [1]. Schlafende Katzenkinder sollten übrigens nicht geweckt werden, da sie wie alle Säugetiere in den Schlafphasen wachsen.

Wenn der Katzennachwuchs drei Tage alt ist, fällt der Rest der Nabelschnur ab.

Gesunde Kätzchen nehmen etwa 100 Gramm pro Lebenswoche zu. Die Kontrolle des Gewichtes ist eine wichtige Aufgabe des Besitzers, denn so kann er schnell reagieren, wenn eines der Kitten nicht wie erwartet zunimmt oder gar abnimmt. Eine geringe Gewichtsabnahme von einem auf den anderen Tag ist in den ersten Lebenstagen zwar nicht unüblich, darf sich aber nicht über mehrere Tage erstrecken.

Die Augen öffnen sich ...

Heilige Birmakatze

Cyrielle's Wurf

© Marcus Skupin

Nachdem die Kätzchen etwa 7-8 Tage alt sind, beginnen die Augen sich zu öffnen und nach wenigen Tagen blicken alle Kätzchen mit dunkelblauen Augen in die Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sehfähigkeit der Kätzchen allerdings noch nicht voll ausgeprägt. Es wird noch etwa 3 weitere Wochen dauern, bis die Kitten die volle Sehfähigkeit besitzen. Die tatsächliche Augenfarbe Ihres Kätzchens entwickelt sich nochmals später, sie ist erst zwischen der 4. und 12. Lebenswoche voll ausgeprägt.

Etwa zur gleichen Zeit, nämlich nach 6 bis 12 Tagen öffnen sich die Öhrchen der Kitten. Weitere 14 bis 20 Tage wird es dauern, bis die Hörfähigkeit der Katzenöhrchen der einer erwachsenen Katze entspricht.

Während die Kitten etwa zwischen dem 7. und 14. Tag in der Lage sind, sich langsam kriechend fortzubewegen beginnen sie ab dem 15. Tag richtig zu krabbeln. Bereits wenige Tage später können die Aufgewecktesten unter ihnen schon laufen. Zunächst zwar noch etwas wackelig, aber mit jedem weiteren Tag bekommen sie mehr Übung und ca. 23 Tage nach der Geburt können sie es bereits überraschend gut.

Im Alter von 14 Tagen beginnt übrigens auch die sensible Phase für die Kitten. Die in dieser Zeit gemachten Erlebnisse werden wesentlich zur Sozialisierung beitragen. Von nun an bis ungefähr zur 10. Lebenswoche (70. Tag) sollten die Kätzchen möglichst vielfältige Erfahrungen machen können, zahlreiche Eindrücke von ihrer Umwelt, von Menschen, anderen Katzen, sonstigen Haustieren etc. gewinnen und sich an die unterschiedlichen Reize gewöhnen. Je mehr die kleine Katze in dem genannten Zeitraum durch unterschiedliche Einflüsse stimuliert wird, desto besser wird sich das Katzenhirn entwickeln (neurologische Entwicklung) und je geringer ist das Risiko später auftretender, entwicklungsbedingter Störungen. In dieser Zeit auftretende Defizite können später oft nicht mehr ausgeglichen werden.

Erziehung zur Reinlichkeit

Abessinier, sorrel

Abessinier, sorrel

© Marcus Skupin

Spätestens jetzt wird es Zeit, eine flache Schüssel als Katzenklo bereit zu stellen, damit Mutter und Mensch mit der "Reinlichkeitserziehung" beginnen können. In der 3. Lebenswoche einer Katze entwickelt sich nämlich die Kontrollmöglichkeit von Blase und Darm. Bis zu diesem Zeitpunkt werden Urin und Kot der Kitten von der Mutter aufgenommen. Will man vermeiden, dass auch erwachsene Katzen das Babyklo nutzen, so kann man nach einigen Tagen eine handelsübliche Katzentoilette mit Deckel in der Nähe aufstellen und diese so präparieren, dass nur die Kleinen durch die Öffnung passen. (Ein Stück zurecht geschnittener Pappe verhindert das Durchschlüpfen der erwachsenen Tiere.)

Mit etwa 4 Wochen sollte damit begonnen werden, die Kätzchen an feste Nahrung zu gewöhnen.
Die ersten Milchzähne (Incisivi und Canini) brechen etwa zwischen der 3. und 4. Lebenswoche durch. Die Prämolaren folgen dann 1 bis 2 Wochen später.
Zunächst kann man püriertes Katzenfutter anbieten, gute Dienste leistet nach meiner Erfahrung auch Babynahrung aus dem Gläschen, die es von verschiedenen Herstellern auch mit Fleisch zu kaufen gibt. "Bio" ist hier übrigens sehr zu empfehlen!! Mit zunehmendem Alter kann eine immer größer werdende Menge Katzenfutter untergemischt werden, so dass die Kätzchen sich langsam hieran gewöhnen können.

Die Bewegungsabläufe der Kätzchen werden nun komplexer. Die Kitten können jetzt schon gut springen und so wird es im Katzenhaushalt recht turbulent zugehen. Die Kleinen erkunden nun ihre Umgebung, spielen ausgiebig miteinander und nach kurzer Zeit kann man lustige Raufereien beobachten, wobei Bewegungskoordination, das Kontaktverhalten zu Mitkatzen und erste "Jagderfahrungen" erlernt werden. Spielerisch lernen sie kätzische Umgangsformen, die Kommunikation innerhalb der Gruppe und die Feinheiten der Katzensprache. Ein Fernseher erübrigt sich in dieser Zeit für die Familie.

Die Sinne der Kätzchen sind in einem Alter von etwa 6 bis 8 Wochen vollausgeprägt. Zwischenzeitlich können die "Katzenbabys" ihre Augen auch so weit koordinieren, dass sie in der Lage sind räumlich zu sehen (binokulares Sehen). Das Spielverhalten der "Kleinen" ändert sich. Statt der bisherigen Sozialspiele werden nun zunehmend Objekte interessant. Bevorzugt werden Objekte bis zur Mausgröße, die sich zum Anschleichen oder Abschlagen eignen.

Grundimmunisierung

Nach 8 Wochen im Leben der kleinen Kätzchen ist das Milchgebiss mit 26 Zähnen (Backenzähne, also Molaren, sind im Milchgebiss nicht enthalten) voll entwickelt. Die Jungen fressen selbständig und die Mutter hat alle Pfoten damit zu tun bei ihnen nach dem Rechten zu sehen und sie zu "ordentlichen Katzen" zu erziehen. Noch ist es übrigens zu früh, den Nachwuchs von der Mutter zu trennen. Die kleinen Katzen benötigen weiterhin das Sozialgefüge von Mutter und Geschwistern um sich zu wesensfesten Katzen zu entwickeln.

Nachdem die Kleinen jetzt etwa 8-9 Wochen alt sind, wird es Zeit mit der Grundimmunisierung gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche zu beginnen. Ein erster Tierarztbesuch steht daher auf dem Programm. Die Impfung muss dann nach weiteren 4 Wochen wiederholt werden.

Frühestens nach dieser zweiten Impfung, also ab einem Alter von etwa 12 Wochen, sollten die Jungen von der Mutter getrennt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Kätzchen dann auch emotional gefestigt und in der Lage Krallen und Zähne gut zu kontrollieren. Jetzt beginnt bei vielen Katzen auch der Zahnwechsel, nach dem sie dann ihr bleibendes Gebiss mit 30 Zähnen besitzen.

Unabhängigkeit und Pubertät

In der Folgezeit, in einem Alter von etwa 12 bis 16 Wochen lässt sich eine stetig wachsende Unabhängigkeit der Jungkatzen beobachten.

Das Spiel der Tiere geht nun schon fast regelmäßig in Raufereien über. Die Jungtiere messen ihre Kräfte an- und miteinander und versuchen sich gegenüber den Mitgliedern der Katzenfamilie zu behaupten. Während die Kater bereits recht früh immer wilder miteinander umgehen, die männlichen Hormone üben hier bereits erste Einflüsse aus, dauert die Phase der Sozialspiele beim weiblichen Nachwuchs noch eine zeitlang an.

Mit zunehmender sexueller Reife ändert sich wenig später jedoch auch das Verhalten der weiblichen Katzen gegenüber den anderen Gruppenmitgliedern.

Entwicklungsschritte der Katze

Die Entwicklungsschritte der Katze über 240 Tage von der Zeugung bis zur Pubertät. Darstellung in Tabellen.

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Quellen

[1] Dr. Hölter, Tierarzt: Colostrum - Macht kleine Hunde und Katzen groß und stark; https://www.drhoelter.de/tierarzt/ernaehrungsinfos/colostrum-macht-kleine-hunde-und-katzen-gross-und-stark.html (abgerufen am 23.05.2021)

Artikeldaten

Skupin, Marcus: Aufzucht der Katze, welt-der-katzen.de (online), Veröffentlichung: 2002, Stand: 02.11.2022

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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